Warum die Notaufnahmen der Krankenhäuser immer voller werden

Berlin – Das Thema steht im Mittelpunkt der gesundheitspolitischen Diskussion: Immer häufiger suchen Patienten die Notaufnahmen der Krankenhäuser auf, denen eigentlich auch ein niedergelassener Arzt in seiner Praxis oder im Bereitschaftsdienst helfen könnte. Die Motive der Patienten, die Klinik aufzusuchen, haben jetzt Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin untersucht. Sie befragten dafür 64 Patienten aus drei Notaufnahmen. Ihre Ergebnisse hat das British Medical Journal (2016; doi: 10.1136/bmjopen-2016-013323) veröffentlicht.
„Wir haben herausgefunden, dass die Patienten die Rettungsstelle als eigenständigen Anlaufpunkt medizinischer Versorgung wahrnehmen. Interessant dabei war, dass sich die Motive der Patienten aus ländlichen und städtischen Gegenden nur geringfügig unterscheiden“, erklärte Martin Möckel, ärztlicher Leiter der Rettungsstellen am Campus Charité Mitte und am Campus Virchow-Klinikum.
Ein Beweggrund der Patienten waren dabei die verfügbaren Haus- und Facharzttermine. Etwa die Hälfte der befragten Patienten hatte laut der Befragung zuvor versucht, einen Termin bei einem niedergelassenen Arzt zu bekommen. Die Anstrengungen, die sie dafür unternommen hatten, variierten jedoch recht deutlich. Manche versuchten es lange, andere nur ein oder zwei Mal. Andere Patienten hielten es für grundsätzlich bequemer, direkt eine Notaufnahme aufzusuchen.
Einige von ihnen gaben auch an, niedergelassene Ärzte hätten ihnen empfohlen, dies zu tun. Die Qualität der Versorgung und die Möglichkeit, verschiedene Untersuchungen direkt vor Ort vornehmen lassen zu können, war für andere der Hauptgrund für den Besuch der Notaufnahme. Die Untersuchungen ergaben auch, dass die Befragten aus den ländlichen Regionen alle hausärztliche Verbindungen hatten, während in der Stadt einige die Notaufnahme als Hausarztersatz nutzten.
Die Ergebnisse zeigten, dass die strikte Trennung zwischen ambulanten und stationären Versorgungsangeboten nicht bedarfsgerecht sei und nicht der Lebenswirklichkeit der Patienten entspreche, so Möckel. „Wenn wir die medizinische Qualität für Patienten aller Behandlungsbedürfnisse garantieren wollen, muss die Notfall- und Akutmedizin als eigener, dritter Sektor verstanden und dementsprechend finanziert werden“, betonte der Notfallmediziner.
Die Patientenzahl in Notaufnahmen steigt stetig. Wie sieht der Alltag in Ihrer Notaufnahme aus? Was könnte man ändern oder was wird bei Ihnen schon umgesetzt, um die Patientensteuerung zu verbessern? Schreiben Sie uns: notaufnahme@aerzteblatt.de.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: