Politik

Warum die Notaufnahmen der Krankenhäuser immer voller werden

  • Montag, 12. Dezember 2016
Uploaded: 08.10.2015 16:52:00 by mis
/dpa

Berlin – Das Thema steht im Mittelpunkt der gesundheitspolitischen Diskussion: Immer häu­figer suchen Patienten die Notaufnahmen der Krankenhäuser auf, denen eigentlich auch ein niedergelassener Arzt in seiner Praxis oder im Bereitschaftsdienst helfen könn­te. Die Motive der Patienten, die Klinik aufzusuchen, haben jetzt Wissenschaftler der Cha­ri­té – Universitätsmedizin Berlin untersucht. Sie befragten dafür 64 Patienten aus drei Notaufnahmen. Ihre Ergebnisse hat das British Medical Journal (2016; doi: 10.1136/bmjopen-2016-013323) veröffentlicht.

„Wir haben herausgefunden, dass die Patienten die Rettungsstelle als eigenständigen Anlaufpunkt medizinischer Versorgung wahrnehmen. Interessant dabei war, dass sich die Motive der Patienten aus ländlichen und städtischen Gegenden nur geringfügig unter­schei­den“, erklärte Martin Möckel, ärztlicher Leiter der Rettungsstellen am Campus Cha­rité Mitte und am Campus Virchow-Klinikum.

Ein Beweggrund der Patienten waren dabei die verfügbaren Haus- und Facharzt­ter­mine. Etwa die Hälfte der befragten Patienten hatte laut der Befragung zuvor versucht, einen Termin bei einem niedergelassenen Arzt zu bekommen. Die Anstrengungen, die sie dafür unternommen hatten, variierten jedoch recht deutlich. Manche versuchten es lange, an­de­re nur ein oder zwei Mal. Andere Patienten hielten es für grundsätzlich bequemer, di­rekt eine Notaufnahme aufzusuchen.

Einige von ihnen gaben auch an, niedergelassene Ärzte hätten ihnen empfohlen, dies zu tun. Die Qualität der Versorgung und die Möglichkeit, verschiedene Untersuchungen di­rekt vor Ort vornehmen lassen zu können, war für andere der Hauptgrund für den Be­such der Notaufnahme. Die Unter­suchungen ergaben auch, dass die Befragten aus den ländlichen Regionen alle haus­ärztliche Verbindungen hatten, während in der Stadt einige die Notaufnahme als Haus­arztersatz nutzten.

Die Ergebnisse zeigten, dass die strikte Trennung zwischen ambulanten und stationären Versorgungsangeboten nicht bedarfsgerecht sei und nicht der Lebenswirklichkeit der Pa­tienten entspreche, so Möckel. „Wenn wir die medizinische Qualität für Patienten aller Be­­handlungsbedürfnisse garantieren wollen, muss die Notfall- und Akutmedizin als ei­ge­ner, dritter Sektor verstanden und dementsprechend finanziert werden“, betonte der Not­fallmediziner.

Die Patientenzahl in Notaufnahmen steigt stetig. Wie sieht der Alltag in Ihrer Notauf­nah­me aus? Was könnte man ändern oder was wird bei Ihnen schon umgesetzt, um die Pa­tientensteuerung zu verbessern? Schreiben Sie uns: notaufnahme@aerzteblatt.de.

hil

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