47. Deutscher Psychotherapeutentag: Bessere Versorgung psychisch kranker Heranwachsender angemahnt

Berlin – Auf die wachsenden Aufgaben für die Psychotherapeutenschaft wies die Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Andrea Benecke, zur Eröffnung des 47. Deutschen Psychotherapeutentags (DPT) heute in Berlin hin.
„Der Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung vor allem bei Kindern und Jugendlichen nimmt weiter deutlich zu. Junge Menschen warten durchschnittlich 28 lange Wochen auf einen Therapieplatz – diese Unterversorgung ist ein strukturelles Versagen. Nötig ist eine gezielte, separate Bedarfsplanung für Kinder und Jugendliche”, forderte sie.
Dieser Forderung machte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) Hoffnung. In ihrem digitalen Grußwort zum DPT wies sie auch auf die gestiegene Nachfrage nach Psychotherapie hin, und stellte eine dringend notwendige Verbesserung der Versorgung für psychisch kranke Kinder und Jugendliche heraus.
Zudem wies die Ministerin auf den Bedarf an mehr niedrigschwelligen Angeboten für psychisch kranke Menschen hin. Unterstützen könnten hier auch digitale Angebote, wenngleich diese „keine persönliche Behandlung ersetzen können“, betonte Warken.
Die Vorsitzende im Gesundheitsausschuss des Bundestags, Tanja Machalet (SPD), sagte in ihrem Grußwort, sie wisse, wie schwierig es sei, einen Psychotherapieplatz für Kinder und Jugendliche zu finden. „Eine eigene Bedarfsplanung ist deshalb dringend erforderlich“.
Obwohl psychische Gesundheit zentraler Bestandteil von Lebensqualität und sozialer Gerechtigkeit sei, steige die Stigmatisierung von psychisch kranken Menschen, erklärte Machalet. „Depressive Menschen werden oft nicht so ernst genommen werden, und mit lapidaren Vorschlägen abgetan. Daran müsse gesellschaftlich und politisch gearbeitet werden.
Als wegweisenden Erfolg bezeichnete BPtK-Präsidentin Benecke die Entscheidung des Bundestags zum Datenschutz in der elektronischen Patientenakte (ePA). Auf gesetzlicher Basis bestehe nun keine Pflicht zur Befüllung der ePA, wenn dem gewichtige Gründe entgegenstehen, wie die Rechte Dritter, therapeutische Erwägungen oder gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung bei unter 15-Jährigen. „Diese Regelung ist ein Meilenstein für den digitalen Datenschutz von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen.“
Mit Blick auf die seit Jahren geforderte Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung ergebe sich seit dem letzten 46. Deutschen Psychotherapeutentag im Mai in Leipzig „kein gutes Bild“, so die BPtK-Präsidentin. Zwar sei die Verankerung im Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege zur teilweisen Finanzierung der Weiterbildung für die Weiterbildungsambulanzen zu würdigen.
„Das reicht aber bei Weitem nicht aus, betonte Benecke. Die Profession werde weiterhin dafür kämpfen, dass die Finanzierung der Weiterbildung in Ambulanzen, Praxen, Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Kliniken gesichert wird.
Die Delegierten des 47. Deutschen Psychotherapeutentag finden sich heute und morgen in Berlin zusammen, um unter anderem über eine Digitale Agenda 2030 zu beraten. Dabei solle die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und deren ethische Einordnung im Fokus stehen. „Der Einfluss der KI auf die psychotherapeutische Arbeit ist nicht absehbar. Wenn wir hier nicht gestalten, dann tun es andere“, betonte die Präsidentin.
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