Politik

Masern­impfquoten bei Schulanfängern zu niedrig

  • Donnerstag, 2. Mai 2019
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Berlin – Die Impflücken bei Masern sind weiterhin zu groß. Das zeigt eine aktuelle Aus­wertungen zu Impfquoten, die das Robert-Koch-Institut (RKI) im Epidemiolo­gi­schen Bulletin veröffentlicht hat. Zwar haben demnach 97,1 Prozent der Schulanfänger die erste Impfung erhalten. Bei der entscheidenden zweiten Masernimpfung dagegen gibt es große regionale Unterschiede. Deswegen wird laut RKI auf Bundesebene die gewün­schte Impf­quote von 95 Prozent nicht erreicht. Bei Kindern sind nach den neuen Daten des RKI nur gut 93 Prozent zweimal gegen Masern geimpft.

Die schlechtesten Quoten für die zweite Masernimpfung von Schulanfängern gibt es dem­nach in Baden-Württemberg (89,1 Prozent) und im Saarland (90,5 Prozent). Nur in zwei Bundesländern liegt die Quote über der Zielmarke von 95 Prozent: Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 95,5 Prozent. Insgesamt wurden die Daten der Schuleingangsuntersuchungen von rund 650.000 Kindern ausgewertet.

„Trotz aller Aufklärungskampagnen sind die Impfquoten in den vergangenen Jahren nicht entscheidend gestiegen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Deshalb müsse die Masernimpfung in Kindergärten und Schule verpflichtend werden. Wer sich impfe, schütze nicht nur sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft. „95 Prozent der Bevölkerung müssen gegen Masern geimpft sein, damit diese hochansteckende Virus­erkrankung ausgerottet werden kann. Das ist unser Ziel“, sagte Spahn.

Dem RKI sind im vergangenen Jahr 543 Masernerkrankungen übermittelt worden, im laufenden Jahr sind es bereits mehr als 300 Fälle. „Fast die Hälfte der Erkrankten sind junge Erwachsene, das weist auf die großen Impflücken in diesen Altersgruppen hin“, erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt für die nach 1970 Geborenen, die Impfung nachzuholen, wenn im Impfpass keine oder nur eine Masernimpfung aus der Kindheit vermerkt ist oder der Impfstatus unklar ist. „Fachübergreifendes Impfen sollte unabhän­gig von Bundesland und Krankenkasse Normalität sein, Betriebsärzten das Impfen er­leich­tert werden und auch automatisierte Impferinnerungen sollten Standard sein. Wenn dann noch niedrigschwellig Impfungen aktiv angeboten werden, bin ich überzeugt davon, dass die Impfquoten steigen“, unterstreicht Wieler.

Die vom Bundesministerium für Gesundheit berufene Nationale Verifizierungskommission Masern/Röteln (NAVKO), die jährlich einen Bericht zum Stand der Masernelimination er­stellt hatte in ihrem jüngsten Bericht vom September 2018 eine zentrale Empfehlung abgegeben. „Angesichts der unbefriedigenden Situation bei der Masern- und Röteln­eli­mination regt die NAVKO ein personell und finanziell stärkeres Engagement aller Betei­ligten am Impfwesen in Deutschland an“, heißt es darin.

Die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung oder Hepatitis B haben dem Bulletin des RKI zufolge bei den Schulanfängern bereits im dritten Jahr in Folge abgenommen. Die Impfquoten sanken binnen drei Jahren um 2,2 Prozentpunkte. Der bundesweite Anteil von Kindern, die bei der Schuleingangsuntersuchung noch gar nicht dagegen geimpft waren, stieg hingegen leicht an.

may/afp

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