Vermischtes

Masernkranker Erwachsener stirbt im Landkreis Hildesheim

  • Dienstag, 7. Mai 2019

Hildesheim – Ein an Masern erkrankter Erwachsener ist im Kreis Hildesheim gestorben. Die Infektion habe maßgeblich zu seinem Tod beigetragen; ob sie die Ursache gewesen sei, werde erst in einigen Wochen feststehen, sagte Kreissprecherin Birgit Wil­ken heute.

Die Person im Alter zwischen 30 und 40 Jahren sei acht Tage vor ihrem Tod erstmals ge­gen Masern geimpft worden, nachdem im familiären Umfeld die Krankheit aufgetreten war. Die Sprecherin des Landesgesundheitsamtes, Dagmar Ziehm, betonte, dass bei dem Todes­fall Wildviren und nicht Impfviren die Infektion ausgelöst hätten. „Die Impfung hat die Infektion nicht mehr verhindert. Sie ist zu spät gekommen.“

Aus Datenschutzgründen wurden keine näheren Angaben zu dem Todesopfer gemacht. Die Person hatte drei Tage vor ihrem Tod im April das klinische Bild einer Maserninfek­tion gezeigt, auch mit dem typischen Hautausschlag. Warum es zu einem so schnell­en und schweren Verlauf der Krankheit kam, sei noch nicht abschließend geklärt, hieß es vom Kreis. Es werden noch weitere Untersuchungsergebnisse in den kommenden Wochen erwartet.

Nach Daten des Statistischen Bundesamtes gibt es jährlich drei bis sieben Todesfälle durch Masern bundesweit. In Niedersachsen gab es einen Maserntodesfall im Jahr 2005 und einen weiteren 2015. Dem Landesgesundheitsamt in Hannover wurde seit Einfüh­rung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001 kein Todesfall übermittelt.

Die Behörde erfährt nicht von allen Fällen. Wie Sprecherin Dagmar Ziehm sagte, gibt es Patienten, die erst Jahrzehnte nach einer Masernerkrankung sterben. So entwickelt sich die Komplikation subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) in der Regel erst vier bis zehn Jahre nach der Infektion.

Angesichts einer steigenden Zahl von Infektionen will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verpflichtende Masernimpfungen für Kita- und Schulkinder mit Geldstrafen bis 2.500 Euro und einem Ausschluss vom Kitabesuch durchsetzen. Die Impfpflicht soll ab 1. März 2020 gelten, wie aus einem Gesetzentwurf hervorgeht. Die Impfpflicht soll auch für Erzieher, Lehrer und Gesundheitspersonal gelten.

In Hildesheim hatte es vor einigen Wochen einen größeren Masernausbruch gegeben. An mehreren Schulen mussten im März ungeimpfte Schüler vorübergehend zu Hause blei­ben. Gleiches galt für Mitarbeiter, die keinen Impfpass vorlegen konnten. Die Kreisspre­cherin wollte nicht sagen, ob der Todesfall im Zusammenhang mit der Erkrankungswelle an Schulen stand.

Die Leiterin des Hildesheimer Gesundheitsamtes, Katharina Hüppe, sagte: „Wir wissen, Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Gehirnentzündungen durch Masern­­infektionen sind keine Seltenheit. Tödliche Verläufe sind bekannt, ungefähr jede 1.000. Masernerkrankung führt zum Tod.“ Der „aktuelle äußerst tragische Todesfall“ unterstrei­che einmal mehr, wie wichtig es sei, dass auch Erwachsene ihren Impfschutz überprüften und gegebenenfalls vervollständigen ließen.

In Niedersachsen wurden dem Landesgesundheitsamt seit Jahresbeginn 71 Masernfälle übermittelt. 41 davon standen mit dem großen Ausbruch im Hildesheim im Zusammen­hang. Neun Fälle gab es im Landkreis Peine, sechs in der Region Hannover. Europaweit gab es im vergangenen Jahr bei 80.000 Maserninfektionen mehr als 70 Todesfälle, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das EU-Präventionszentrum ECDC kürzlich mitteilten.

dpa/may

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung