Ärzteschaft

Impfen durch Apotheker stößt auf Gegenwehr bei Ärzten

  • Dienstag, 9. April 2019
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Berlin – Apotheker sollen dem Willen der Bundesregierung zufolge die Bevölkerung künftig gegen Influenza impfen dürfen. Die Bundesärztekammer (BÄK) und der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) zeigten sich heute von den Reformplänen aus dem Bundes­mi­nisterium für Gesundheit (BMG) wenig begeistert.

„Impfen kann Leben retten. Deshalb müssen wir alles dafür tun, die Durchimpfungsraten in Deutschland zu erhöhen“, sagte BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery dem Deut­schen Ärzteblatt. Das gelte auch und gerade für die Grippeschutzimpfung. Er bezeichnete es aber als „kontraproduktiv“, das hohe Qualitätsniveau von Impfleistungen in Deutsch­land zu senken und das Impfrecht neben Ärzten auch auf andere Professionen aus dem Gesundheitswesen zu übertragen.

„Aus gutem Grund ist impfen nach den geltenden Gesetzen eine urärztliche Aufgabe“, mahnte Montgomery. Es gehe nicht um den Stich allein. Vielmehr gehörten zu den ärzt­lichen Impfleistungen unter anderem die Impfanamnese, der Ausschluss akuter Erkran­kun­gen und die Aufklärung zur Impfung. „Mögliche Komplikationen müssen beherrscht werden. Dies setzt eine entsprechende ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung voraus.  In Tagesseminaren lassen sich diese Kenntnisse nicht vermitteln“, so der BÄK-Präsident.

Der DHÄV-Bundesdesvorsitzende Ulrich Weigeldt erklärte heute, es stehe außer Frage, dass die Apotheker wichtige Kompetenzen hätten. Das Impfen von Patienten zähle aller­dings nicht dazu und gehöre eindeutig in die ärztliche Praxis.

„Zwar ist die Grippeschutz­im­pfung in der Regel gut verträglich, allerdings sind Nebenwir­kun­gen – etwa durch allergische Reaktionen – nie ganz auszuschließen“, erklärte Wei­geldt. Aus diesem Grund sollten Impfungen immer in einer Umgebung stattfinden, in der eine ärztliche Überwa­chung und notfalls auch Behandlung möglich sei. In den Apotheken könnten stattdessen Impfchecks durchgeführt werden, schlägt er vor.

Weigeldt zufolge wurde in dieser Grippeimpfsaison bereits deutlich, dass die Bereitschaft der Patienten, sich gegen Grippeviren impfen zu lassen, sehr hoch sei und keineswegs durch den Weg in die Arztpraxis gehemmt werde.

Tatsächlich seien Verzögerungen bei Grippeschutzimpfungen auch nicht auf Wartezeiten in Praxen zurückzuführen gewesen, sondern auf regionale Versorgungsengpässe bei Grippe­impfstoffen. „Das sind keine Probleme, die man löst, indem man die Verantwortung auf mehr und mehr Schultern verteilt“, meint der DHÄV-Chef.

Die Apotheker selbst sind von dem Vorstoß auch nicht überzeugt. Bereits im November des vergangenen Jahres hatte sich die Landesapothekerkammer Brandenburg gegen das Angebot von Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) zur Durchführung von Im­pfungen in der Apotheke ausgesprochen.

may/EB

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