Impfen durch Apotheker stößt auf Gegenwehr bei Ärzten

Berlin – Apotheker sollen dem Willen der Bundesregierung zufolge die Bevölkerung künftig gegen Influenza impfen dürfen. Die Bundesärztekammer (BÄK) und der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) zeigten sich heute von den Reformplänen aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) wenig begeistert.
„Impfen kann Leben retten. Deshalb müssen wir alles dafür tun, die Durchimpfungsraten in Deutschland zu erhöhen“, sagte BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery dem Deutschen Ärzteblatt. Das gelte auch und gerade für die Grippeschutzimpfung. Er bezeichnete es aber als „kontraproduktiv“, das hohe Qualitätsniveau von Impfleistungen in Deutschland zu senken und das Impfrecht neben Ärzten auch auf andere Professionen aus dem Gesundheitswesen zu übertragen.
„Aus gutem Grund ist impfen nach den geltenden Gesetzen eine urärztliche Aufgabe“, mahnte Montgomery. Es gehe nicht um den Stich allein. Vielmehr gehörten zu den ärztlichen Impfleistungen unter anderem die Impfanamnese, der Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung. „Mögliche Komplikationen müssen beherrscht werden. Dies setzt eine entsprechende ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung voraus. In Tagesseminaren lassen sich diese Kenntnisse nicht vermitteln“, so der BÄK-Präsident.
Der DHÄV-Bundesdesvorsitzende Ulrich Weigeldt erklärte heute, es stehe außer Frage, dass die Apotheker wichtige Kompetenzen hätten. Das Impfen von Patienten zähle allerdings nicht dazu und gehöre eindeutig in die ärztliche Praxis.
„Zwar ist die Grippeschutzimpfung in der Regel gut verträglich, allerdings sind Nebenwirkungen – etwa durch allergische Reaktionen – nie ganz auszuschließen“, erklärte Weigeldt. Aus diesem Grund sollten Impfungen immer in einer Umgebung stattfinden, in der eine ärztliche Überwachung und notfalls auch Behandlung möglich sei. In den Apotheken könnten stattdessen Impfchecks durchgeführt werden, schlägt er vor.
Weigeldt zufolge wurde in dieser Grippeimpfsaison bereits deutlich, dass die Bereitschaft der Patienten, sich gegen Grippeviren impfen zu lassen, sehr hoch sei und keineswegs durch den Weg in die Arztpraxis gehemmt werde.
Tatsächlich seien Verzögerungen bei Grippeschutzimpfungen auch nicht auf Wartezeiten in Praxen zurückzuführen gewesen, sondern auf regionale Versorgungsengpässe bei Grippeimpfstoffen. „Das sind keine Probleme, die man löst, indem man die Verantwortung auf mehr und mehr Schultern verteilt“, meint der DHÄV-Chef.
Die Apotheker selbst sind von dem Vorstoß auch nicht überzeugt. Bereits im November des vergangenen Jahres hatte sich die Landesapothekerkammer Brandenburg gegen das Angebot von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Durchführung von Impfungen in der Apotheke ausgesprochen.
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