Politik

Halbjahresbilanz: Krankenkassen erwirtschaften deutlichen Überschuss

  • Montag, 5. September 2016
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Berlin – Die Krankenkassen haben in den ersten sechs Monaten des Jahres einen Über­schuss von 598 Millionen Euro erzielt. Die Zahlen hat das Bundesgesundheits­ministerium (BMG) heute bekanntgegeben und damit einen ersten Bericht aus der vergangenen Woche zu den Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bestätigt. Dem Ministerium zufolge lagen die Einnahmen von Januar bis Juni bei 111,6 Milliarden Euro. Die Ausga­ben beliefen sich auf 111 Milliarden Euro. Die Finanzreserven der Kranken­kassen erhöh­ten sich auf 15,1 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2015 mussten sie noch ein Defizit von 491 Millionen Euro hinnehmen.

Die Zwischenbilanz der einzelnen Kassenarten fällt jedoch unterschiedlich aus. Während die Ersatzkassen im ersten Halbjahr 2016 einen Überschuss von rund 316 Millionen Euro verbuchten, waren es bei den AOKen 125 Millionen Euro und bei der Knappschaft-Bahn-See 84 Millionen Euro. Die BKKen erzielten einen Überschuss von 40 Millionen Euro, die IKKen von 21 Millionen Euro und die land­wirt­schaft­liche Krankenversicherung von 12 Millionen Euro. Die Überschüsse sagen nichts über die Situation der Einzel­kassen aus, die sich auch innerhalb der jeweiligen Kassenlager deutlich unterscheiden.

Bundesgesundheitsminister Her­mann Gröhe (CDU) erklärte mit Blick auf die Reserven, das Gesundheitswesen stehe „finanziell auf einem sicheren Fundament“.

Verwaltungsausgaben steigen
Positiv zu sehen ist laut BMG, dass sich der Ausgabenanstieg abgebremst hat. Auf jeden Ver­sicherten kam demnach ein Anstieg von 3,2 Prozent. Dies war der nie­drigste Zuwachs seit 2012. Im Vorjahreszeitraum hatte dieser bei 3,9 Prozent, im gesamten Vorjahr bei 3,7 Prozent gelegen. Allerdings: Die absoluten Steigerungsraten fallen jeweils deutlich höher aus. Hintergrund sind die gestiegenen Versichertenzahlen. Diese haben laut BMG dazu beigetragen, „dass die Ausgaben­zuwächse je Versicherten um rund 0,9 Prozentpunkte niedriger ausgefallen sind als die absoluten Ausgaben­zuwächse“.

Die Ausgaben für Arzneimittel je Versicherten wuchsen um 3,0 Prozent (absolut 3,9 Pro­zent). Bei der vertragsärztlichen Vergütung waren es 3,7 Prozent je Versicherten (absolut 4,6 Prozent) und bei den Krankenhausausgaben 2,4 Prozent je Versicherten (absolut 3,3 Prozent). Insgesamt erhöhten sich die Leistungsausgaben um 3,1 Pro­zent je Versicher­ten (absolut 4,1 Prozent), die Verwaltungskosten um 4,5 Pro­zent je Versicherten (absolut 5,5 Prozent).

Deutliche Ausgabenzuwächse gab es im Vergleich zum Vorjahres­zeit­raum etwa bei den Präventionsleistungen (rund 42 Prozent) und bei der Hospiz- (rund 12 Prozent) und Palliativversorgung (rund 25 Prozent). Darüber hinaus gab es ein ordentliches Plus für die ambulante psychotherapeutische Versorgung (14,3 Prozent) und die Ausgaben für Hochschulambulanzen (31,5 Prozent).

Die Deutsche Kranken­haus­ge­sellschaft (DKG) bemängelte die steigenden Verwaltungs­kosten der Krankenkassen. „Bei allem Verständnis für die Erwartungen der Mitarbeiter der Krankenkassen für eine gute Altersversorgung steht dies im krassen Widerspruch zur Bereitschaft der Krankenkassen, in den Kliniken für das Personal ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen“, sagte Hauptgeschäftstführer Georg Baum.

Defizit im Gesundheitsfonds
Im Gegensatz zu den Kassen, die Überschüsse verzeichneten, gab es im Gesund­heits­fonds im ersten Halbjahr 2016 ein Defizit von 3,3 Milliarden Euro – nach einem Minus von rund 3,9 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Das BMG sprach von einem „saison­übli­chen“ Defizit, aus dem keine Rückschlüsse für den weiteren Jahresverlauf gezogen wer­den könnten. Hintergrund ist unter anderem, dass Mehreinnahmen für den Fonds durch zum Beispiel Weihnachts- und Urlaubsgeldzahlungen erst in der zweiten Jahreshälfte zu Buche schlagen. Hinzu kommen Zusatzeinnahmen, die aus den Rentenanpassungen zum 1. Juli resultieren.

Durch die nach wie vor günstige Entwicklung der Beitragseinnahmen des Gesundheits­fonds profitiere die GKV wie die anderen Sozialversicherungszweige auch weiterhin von der positiven Lohn- und Beschäftigungsentwicklung, so das Ministerium. Das zeigte sich angesichts der Gesamtentwicklung zufrieden. Die Zahlen seien „eine solide Ausgangs­basis“ für die Finanzentwicklung der Kassen in diesem Jahr sowie in den Folgejahren, hieß es weiter.

Mitte Oktober will sich der gemeinsame Schätzerkreis beim Bundesversicherungsamt (BVA) mit der Prognose der Einnahmen- und Ausgaben­ent­wicklung für 2017 befassen. Auf dieser Grundlage will das BMG bis zum 1. November der durchschnittliche Zusatz­beitragssatz für 2017 festgelegen.

dpa/afp/kna/may

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