Ärzteschaft

93 Prozent befürworten hausarztzentrierte Versorgung

  • Mittwoch, 21. Juni 2017

Stuttgart – Mehr als 93 Prozent der Baden-Württemberger halten die bestehende Verpflichtung der Krankenkassen zu einer hausarztzentrierten Versorgung (HZV) für sinnvoll. Das ergab eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Kantar TNS im Auftrag der AOK Baden-Württemberg, des Hausärzteverbandes im Land sowie Medi Baden-Württemberg.

Vertragsform in Baden-Württemberg besonders bekannt

Der Gesetzgeber hat 2008 alle Krankenkassen verpflichtet, ihren Versicherten Hausarztverträge als Alternative zur Kollektivversorgung anzubieten. Bundesweit nehmen rund 4,3 Millionen Versicherte an Hausarztverträgen teil, davon mehr als ein Drittel bei der AOK Baden-Württemberg. Diese Vertragsform ist daher laut Umfrage in dem Bundesland auch am bekanntesten: In der übrigen Republik wissen demnach nur 41,5 Prozent der Patienten überhaupt, dass ihre Krankenkasse einen Hausarztvertrag anbietet – in Baden-Württemberg sind es zwei von drei.

In einem gemeinsamen Forderungspapier zur Bundestagswahl begründen die Vertragspartner im Südwesten diesen Unterschied damit, dass derzeit außerhalb Baden-Württembergs solche Selektivverträge nicht genug ausgeschöpft würden. Sie fordern daher vom Gesetzgeber, dass das Recht der Versicherten auf eine HZV dauerhaft Krankenkassenpflicht bleibt.

Hängematte Kollektivvertrag

Neben den Hausarztverträgen würden aber auch die gesetzlichen Möglichkeiten zum Abschluss von Verträgen zur besonderen fachärztlichen Versorgung bundesweit kaum genutzt. „Es gibt zu wenige Anreize für die Krankenkassen, Facharztverträge abzu­schließen, weil es in der ‚Hängematte Kollektivvertrag‘ sehr bequem ist. Die Kassen sehen keinen wirklichen Vorteil, wofür sich die Anstrengung lohnen würde“, kritisierte Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von Medi Baden-Württemberg und Medi Geno Deutschland. Der Gesetzgeber sollte daher auch Facharztverträge für Kranken­kassen verpflichtend machen oder zumindest eine Bonifizierung für diejenigen Krankenkassen vorsehen, die Verträge freiwillig abschließen, lautet eine weitere Forderung der Vertragspartner.

Laut AOK bieten die Haus- und Facharztverträge auch finanzielle Vorteile. „Wir sehen, dass unsere langjährigen gemeinsamen Anstrengungen beim Aufbau neuer patienten­orientierter Strukturen und besserer Arbeitsbedingungen für die ambulante Ärzteschaft auch finanziell jedes Jahr mehr Früchte tragen“, sagte Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. „Die Gesamtausgaben liegen nach einer mehrjährigen Anlaufphase deutlich niedriger als es die Ausgaben in der Regelversorgung sein würden”, so sein Fazit.

hil

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