Bereitschaftsdienstreform in Bayern soll bis zum Jahresende umgesetzt sein

München – Auf einem guten Weg sieht der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Wolfgang Krombholz, die Weiterentwicklung des Bereitschaftsdienstes in Bayern. Bezogen auf die Fläche des Freistaates seien mittlerweile zwei Drittel Bayerns auf die neue Struktur mit zentral gelegenen Bereitschaftspraxen und einem separaten Fahrdienst für Hausbesuche umgestellt, berichtete er auf der Vertreterversammlung (VV) der KV in München.
Seine volle Wirkung entfalte das neue System aber erst Ende des Jahres, wenn alle Bereiche umgestellt seien und beispielsweise der Fahrdienst keine regionalen Grenzen mehr habe, sagte Krombholz. Ein positiver Nebeneffekt der neuen Systematik sei, dass von den derzeit 950 Poolärzten, die freiwillig Dienste übernehmen, sich inzwischen 33 für eine Niederlassung als Vertragsärzte entschieden hätten.
Kritik vom Facharztverband
Seine Kritik an der Reform erneuerte der Bayerische Facharztverband (BFAV). „Statt Spielraum für angepasste regionale Lösungen zu schaffen, wird ein rigider Zentralismus durchgesetzt, ohne partnerschaftliche Einbindung der die Versorgung vor Ort leistenden Ärzte“, so die Kritik von Wolfgang Bärtl, Vorstandssprecher des BFAV.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Diese führe dazu, dass sich branchenfremde Anbieter in die Behandlung der Patienten einmischten. „Die KV kann vor dieser Entwicklung nicht die Augen verschließen. Wir werden uns hier im Sinne der Ärzte und Psychotherapeuten sowie deren Patienten einmischen und versuchen, soweit wie möglich mitzugestalten“, kündigte Krombholz an. So sei es beispielsweise sehr wichtig, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu fördern. Der dadurch entstehende Aufwand müssen den Praxen allerdings auch angemessen honoriert werden.
Auf die Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) ging der erste stellvertretende KVB-Vorstandsvorsitzende, Pedro Schmelz, ein. Die KVB führe bayernweit Veranstaltungen durch, um den Informationsbedarf der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten zu decken. Nach wie vor sei dabei das große Dilemma, dass es zu wenig geeignete Produkte auf dem Markt gebe. „Wenn es der Industrie nicht gelingt, erforderliche Komponenten fristgerecht und zu finanzierbaren Preisen anzubieten, dürfen die Praxen nicht für dieses Marktversagen verantwortlich gemacht werden“, so die Forderung von Schmelz an die Politik.
Die zweite stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV, Claudia Ritter-Rupp, bezog Stellung zu der „unüberschaubaren Angebotsvielfalt“ an psychotherapeutischen Interventionen im Onlinebereich. Auch wenn die ökonomischen Aspekte für Anbieter und Krankenkassen reizvoll seien, könne der fehlende reale Patientenkontakt gerade bei psychischen Erkrankungen dazu führen, dass diese nicht erkannt oder verharmlost würden. Dies könne zu einer krisenhaften Zuspitzung oder zur Chronifizierung von psychischen Leiden führen, so Ritter-Rupp.
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