Ärzteschaft

Ärzte bekräftigen gesellschaftliche Bedeutung von Long COVID

  • Montag, 2. Oktober 2023
/Anucha, stock.adobe.com
/Anucha, stock.adobe.com

Berlin – Bei Long- und Post-COVID führen das Fehlen einer klaren Krankheitsdefinition mit diagnostischen Mar­kern sowie das Fehlen von Kontrollgruppen in Studien nach wie vor zu ungenauen Zahlen. Die Häufigkeit des Post-COVID-Syndroms schwankt zwischen von fünf und 50 Prozent.

Aus Sicht des einzelnen Betroffenen sei es aber völlig unerheblich, ob die Häufigkeit 50 Prozent, fünf Prozent oder 0,5 Prozent betragen würde, betonte der Ärzte- und Ärztinnenverband Long COVID jetzt in einer Stellungnahme.

„Wenn eine Infektion pandemisch verläuft und in Deutschland zu 40 Millionen Erkrankten führt, wären bei einer Prävalenz von 0,5 Prozent immer noch 200.000 Menschen mit Diagnose- und Behandlungsbedarf einschließlich Rehabilitation betroffen“, hieß es.

Martin Walter, Präsident des Ärzte und Ärztinnenverbands Long COVID, und der Vizepräsident Daniel Vilser fordern Versorgungsstrukturen, um multimodale Diagnostik- und Therapiestrategien anbieten zu können.

Zurzeit findet eine kontroverse Diskussion über die Häufigkeit und die gesellschaftliche Bedeutung des Post-COVID-Syndroms statt. Auslöser war eine Analyse kalifornischer Epidemiologen, welche davon ausgehen, dass die Zahl von Post-COVID-Erkrankten stark überschätzt wird (DOI: 10.1136/bmjebm-2023-112338).

Andreas Stallmach, Leiter des Long-COVID-Zentrums am Universitätsklinikum Jena, hält die Publikation grund­sätzlich für wichtig, weist jedoch ebenfalls auf Mängel hin. So seien Long und Post COVID von dem Autorenteam teilweise durcheinander geworfen worden.

„Es gibt große Unterschiede in der Prävalenz von einzelnen Symptomen, ob ich Patienten sechs Wochen nach In­fektion nach Beschwerden frage (= Long COVID) oder erst nach zwölf Wochen (=Post COVID). Zusätzlich macht Stall­mach auf unterschiedliche Prävalenzen von Post COVID je nach Virusvariente aufmerksam: „So ist das Risiko von Post COVID während der Deltawelle deutlich höher ausgefallen als während der Omikronwelle.“

Der Direktor der Klinik für Innere Medizin IV stimmt dem Autorenteam zu, dass die Prävalenz von Post und Long COVID möglicherweise überschätzt wird. Er selbst geht von einer Prävalenz von fünf bis sechs Prozent aus. Laut Stallmach kann die Forschung zu Post COVID positive Implikationen für andere schlecht verstandene Krankheitsbilder wie ME/CFS oder post-infektiöse Langzeitfolgen nach einer Sepsis schaffen.

gie/mim

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung