Ärzte drängen auf mehr Suizidprävention

Berlin/Hamburg – Bundesweite politische Maßnahmen gegen Suizide in Deutschland fordert die Bundesärztekammer (BÄK).
„Die Bundesregierung muss der im Frühjahr vorgestellten nationalen Suizidpräventionsstrategie nun endlich ein umfassendes Suizidpräventionsgesetz folgen lassen, wie es der Deutsche Bundestag im vergangenen Jahr fast einstimmig gefordert hat“, erklärte der BÄK-Präsident Klaus Reinhardt anlässlich des heutigen Tags der Suizidprävention.
Laut Reinhardt nimmt sich in Deutschland etwa alle 60 Minuten ein Mensch das Leben. Die Zahl der Suizidversuche liege zehn- bis zwanzigmal höher. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) war der Suizid im Jahr 2023 bei den 10- bis unter 25-Jährigen die häufigste Todesursache, noch vor Verkehrsunfällen und Krebs.
„Allein diese Zahlen begründen die Notwendigkeit größter Anstrengungen in der Suizidprävention. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, Menschen in suizidalen Krisen die Hilfe zu bieten, die sie dringend benötigen“, so der BÄK-Präsident.
Eine gesetzliche Regelung der Sterbehilfe fordert die Ärztekammer Hamburg anlässlich des Präventionstages. „Seit dem Urteil des Verfassungsgerichts aus dem Jahr 2020 bewegen wir uns in einer rechtlichen Grauzone. Es ist mehr als bedauerlich, dass der Gesetzgeber bisher keine rechtliche Lösung für die Regelung des assistierten Suizids gefunden hat“, sagte der Präsident der Kammer, Pedram Emami.
Die Sterbehilfe-Vereine haben der Kammer zufolge durch diese unklare Situation viel Zulauf. 2023 seien Schätzungen zufolge über 1.000 Menschen mit Hilfe dieser Vereine aus dem Leben geschieden.
„Teilweise haben die Vereine in fast doppelt so vielen Fällen Sterbehilfe geleistet wie im Jahr 2022. Diesem Trend sollten wir als Gesellschaft nicht tatenlos zusehen“, sagte Kammervizepräsidentin Birgit Wulff.
Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hatte im Jahr 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe in Deutschland aufgehoben. Zugleich hat das Gericht dem Gesetzgeber aufgetragen, eine Neuregelung für den assistierten Suizid zu finden.
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