Ärzte ohne Grenzen: EU muss „Abschottungspolitik“ beenden

Berlin – Ärzte ohne Grenzen fordert von der Europäischen Union, eine „Abschottungspolitik“ zu beenden und sich für einen menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten einzusetzen. Als Beispiel nannte die Expertin für humanitäre Fragen und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), Marie von Manteuffel, die Situation von Asylsuchenden an der polnisch-belarussischen Grenze.
Das Verhalten der EU an ihren Außengrenzen sei ein „absolutes Armutszeugnis“, sagte sie. So sei es auch „untragbar, Menschen auf dem Mittelmeer abzufangen“ und nach Libyen zurückzuschicken. Manteuffel äußerte sich im Rahmen einer Pressekonferenz zum 50-jährigen Bestehen der Hilfsorganisation heute in Berlin.
Das Jubiläum von Ärzte ohne Grenzen ist nach Ansicht des deutschen Geschäftsführers Christian Katzer „kein Grund zu feiern“. Der Bedarf an humanitärer Hilfe spiegele immer globale und soziale Ungerechtigkeiten wider. Sie sei immer dort notwendig, wo es Leiden und Missstände gebe, politische Strukturen versagten und Menschen „vernachlässigt, vergessen, ausgegrenzt und sogar missbraucht werden“.
Die Coronapandemie führe viele dieser Probleme vor Augen. „Wir können nicht akzeptieren, dass medizinischer Verstand und Ethik an unseren Grenzen halt macht“, erklärte Vorstandsvorsitzende Amy Neumann-Volmer. Es gebe Instrumente, um alle Menschen zu versorgen. Die Politik müsse sich für die Aussetzung des Patentschutzes der Coronaimpfstoffe einsetzen.
Die Mitgründerin der deutschen Sektion der Hilfsorganisation, Ulrike von Pilar, verwies auf die teilweise angespannte Sicherheitslage für die Mitarbeitenden bei den Einsätzen. Humanitäre Hilfe ersetze keine funktionierende Politik und kein funktionierendes Gesundheitssystem. Sie sei lediglich ein „Minimum an Mitmenschlichkeit“, das das Überleben garantiere.
Medecins Sans Frontieres (MSF, Ärzte ohne Grenzen) wurden vor 50 Jahren, am 21. Dezember 1971, in Frankreich gegründet. Heute ist der Verein in mehr als 70 Ländern der Welt tätig und hat unter anderem 1999 den Friedensnobelpreis erhalten.
Es gibt 21 Sektionen der Organisation weltweit, darunter seit 1993 in Deutschland, aber auch in der Schweiz, in Belgien, Spanien und Österreich. Allein die deutsche Organisation erhielt im vergangenen Jahr rund 217 Millionen Euro an privaten Spenden und Zuwendungen.
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