Ärzte ohne Grenzen: Lebensmittelverteilung in Äthiopien wieder aufnehmen

Addis Abeba – Die Hilfsorgansisation Ärzte ohne Grenzen drängt auf eine sofortige Wiederaufnahme der Lebensmittelhilfe in Äthiopien. Die Fälle von Mangelernährung seien zuletzt drastisch angestiegen, erklärte Ärzte ohne Grenzen heute.
Die USA und das Welternährungsprogramm der UNO hatten die Verteilung von Lebensmitteln im Mai erst in der Region Tigray und im Juni in ganz Äthiopien ausgesetzt, weil es Berichte über die Unterschlagung von Lebensmitteln gab.
Bereits in den Monaten zuvor habe es für hilfsbedürftige Menschen in Äthiopien nur „seltene und unregelmäßige Nahrungsrationen“ gegeben, erklärte Ärzte ohne Grenze. Insgesamt seien dort über 20 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, insbesondere Geflüchtete und Vertriebene.
„Schon bevor die Hilfe ausgesetzt wurde, haben unsere medizinischen Teams alarmierend hohe Raten akuter Mangelernährung festgestellt“, erklärte die Leiterin von Ärzte ohne Grenzen in Äthiopien, Cara Brooks. Die Aussetzung der Hilfe sei daher „eine alarmierende Entwicklung“.
„Die humanitäre Lage im ganzen Land ist schon jetzt katastrophal“, berichtete Brooks. „Die Menschen haben mit der schlimmsten Dürre seit vier Jahrzehnten, wirtschaftlicher Not und wiederkehrender Gewalt zu kämpfen.“ Zu den am stärksten gefährdeten Gruppen gehören den Angaben zufolge Schwangere, junge Mütter, Kinder unter fünf Jahren und HIV-Infizierte.
Zwischen Januar und April waren von 8.000 schwangeren Frauen und jungen Müttern, die in Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen in Shire und Sheraro in Tigray untersucht wurden, 72,5 Prozent akut mangelernährt. Teams von Ärzte ohne Grenzen untersuchten in Shire und Sheraro zudem 17.803 Kinder unter fünf Jahren und stellten fest, dass 21,5 Prozent an sogenannter mäßiger akuter Mangelernährung und 6,5 Prozent an schwerer akuter Mangelernährung litten.
Im Gesundheitszentrum eines Flüchtlingslagers in der Region Gambella hat sich die Zahl der Kinder unter fünf Jahren, die wegen schwerer Mangelernährung behandelt werden, den Angaben zufolge fast verdoppelt. Im Jahr 2022 nahmen die Teams von Ärzte ohne Grenzen demnach im Durchschnitt 44 Kinder pro Monat auf – in diesem Jahr sind es durchschnittlich 86 Kinder pro Monat.
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