Ärzte ohne Grenzen warnen wegen Corona in Haiti

Port-au-Prince/Genf – Das Coronavirus breitet sich nach Ansicht von Ärzte ohne Grenzen besorgniserregend schnell in Haiti aus. Als die Hilfsorganisation am 16. Mai in Port-au-Prince ein Behandlungszentrum für COVID-19-Patienten eröffnete, habe die Zahl der positiven Coronatests in Haiti noch bei 100 gelegen, hieß es in einer Mitteilung gestern.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums des armen Karibik-Staates liegt diese Zahl inzwischen bei 3.334. 51 COVID-19-Erkrankte starben demnach.
Da nur zwei Labore im Land die Tests bearbeiten könnten, sei die wahre Zahl der Infektionen deutlich höher, teilte Ärzte ohne Grenzen mit. Hinzu komme, dass Infizierte stigmatisiert würden und sich daher oft nicht in einem Krankenhaus behandeln ließen.
„Unter den vielen Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist, ist die andauernde Rückkehr Tausender haitianischer Migranten aus dem Nachbarland Dominikanische Republik, das mit mehr als 17.000 registrierten Fällen die größte Häufung in der Karibik hat“, hieß es.
Die haitianische Regierung habe die Bürger aufgerufen, Abstand voneinander zu halten. Dies sei aber für die meisten Menschen – vor allem für die Bewohner der dicht besiedelten Armensiedlungen der Hauptstadt – unmöglich, betonte die medizinische Hilfsorganisation.
Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Es werde befürchtet, dass das ohnehin schwache Gesundheitssystem schlecht aufgestellt sei, um die sich ausweitende Pandemie zu bewältigen.
Mehrere Kliniken hätten wegen Mangels an Schutzausrüstung und wegen Infektionen von Mitarbeitern schließen müssen, was auch den Zugang zu Geburtshilfe, Versorgung von Kindern und Traumabehandlung erschwere.
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