Ärzte ohne Grenzen wegen Mangelernährung in Tigray besorgt

Addis Abeba – Ärzte ohne Grenzen hat sich wegen der zunehmenden Mangelernährung der Bevölkerung in der äthiopischen Krisenregion Tigray Alarm besorgt gezeigt. Die private Hilfsorganisation nannte heute die Lage bei der Nahrungsmittelversorgung in Teilen von Tigray „alarmierend“ und warnte, dass sich die Situation wahrscheinlich mit der bevorstehenden Regenzeit weiter verschlechtern werde.
Viele Einwohner hätten Schwierigkeiten, die Verteilstationen für Lebensmittel zu erreichen. Die Hilfsorganisation beklagte, dass die derzeitigen Hilfsangebote für die Bevölkerung von Tigray „kaum über größere Städte hinaus“ in die ländlichen Regionen hinausreichten.
„Teams von Ärzte ohne Grenzen beobachten ein alarmierendes Ausmaß an Mangelernährung bei Kindern, Schwangeren und stillenden Müttern, die in mobilen Kliniken an verschiedenen Orten im Nordwesten von Tigray behandelt wurden“, sagte Karline Kleijer, Leiterin der Notfallabteilung der Organisation.
Nach ihren Angaben waren von 309 Kindern, die in den vergangenen Wochen in den mobilen Kliniken untersucht wurden, rund 27 Prozent mangelernährt und sechs Prozent akut mangelernährt. Die Situation verlange „sofortiges Handeln“.
Die äthiopischen Regierungstruppen hatten Anfang November eine Offensive gegen die in Tigray regierende abtrünnige Volksbefreiungsfront TPLF begonnen.
Seither sind die geschätzt sechs Millionen Einwohner der Region großteils vom Rest der Welt abgeschnitten. Im Zuge des Konfliktes waren auch Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea einmarschiert, denen Massaker an der Zivilbevölkerung und sexuelle Gewalt gegen Frauen vorgeworfen werden.
Der UN-Sicherheitsrat hatte sich Ende April „tief besorgt“ über die Lage in der nordäthiopischen Region gezeigt. Das Gremium forderte einstimmig ungehinderten Zugang für Hilfsorganisationen.
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