Ärzte sollen mehr über Missbrauch der Medizin im Nationalsozialismus wissen

Berlin – Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, will angehenden Ärzten in ihrer Ausbildung mehr Wissen über den Missbrauch der Medizin während des Nationalsozialismus vermitteln lassen.
Dazu solle die Approbationsordnung geändert werden – derzeit gebe es eine Lücke in der medizinischen Ausbildung, sagte Klein. Zu viele Mediziner hätten unzureichende Kenntnisse über die Rolle der Medizin im Dritten Reich. Das betreffe gerade ethische Fragen.
So fehle es zum Beispiel an Kenntnissen über die menschenverachtenden Versuche des KZ-Arztes Josef Mengele und anderer Mediziner. „Das waren glatte Verstöße gegen den hippokratischen Eid“, betonte Klein. Es sei wichtig, Mediziner von heute stärker auf diese ethischen Fragen zu bringen.
Die ethischen Grundlagen des Medizinerberufs müssten prüfungsrelevant werden. Ohnehin gebe es derzeit von anderer Seite den Wunsch, die Approbationsordnung zu überarbeiten; da passe sein Anliegen gut hinein.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unterstützte die Forderung. Das Thema sei bisher „unterbelichtet“. Lauterbach erinnerte an die Verdrängung der jüdischen Ärzteschaft nach 1933 und an die Tatsache, dass ein großer Teil der Ärzte in der NSDAP organisiert war.
Klein ist über das Thema nach eigenen Angaben „in Gesprächen mit dem Bundesgesundheitsministerium“. Ein Ministeriumssprecher bestätigte dies, der Entwurf für die neue Approbationsordnung solle im Herbst vorliegen.
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