Ärzte warnen vor Aufhebung von Coronamaßnahmen in England

London – Wegen der rapiden Ausbreitung der Delta-Variante haben Mediziner vor einer baldigen Aufhebung aller Coronamaßnahmen in England gewarnt.
„Da die Fallzahlen wegen der hohen Ansteckungsrate der Delta-Variante weiterhin alarmierend ansteigen und mehr Menschen sich treffen, macht es keinen Sinn, die Beschränkungen in etwas mehr als zwei Wochen vollständig aufzuheben“, sagte Chaand Nagpaul von der British Medical Association vorgestern dem Sender BBC.
Der Medizinerverband fordert, Masken in Innenräumen wie Geschäften oder Bahnen und Bussen weiterhin verpflichtend zu machen. Außerdem solle bessere Lüftungstechnik eingesetzt werden.
Die britische Regierung will nach derzeitigem Stand am 19. Juli die meisten verbleibenden Coronamaßnahmen in England aufheben, wie die Regierung noch heute bekräftigte. So könnten dann Nachtclubs wieder öffnen und Menschen sich in unbegrenzt großen Gruppen treffen und feiern. Sogar die Aufhebung der Maskenpflicht steht zur Debatte.
In Großbritannien steigen die Infektionszahlen seit Wochen wieder stark an. Die Sieben-Tage-Inzidenz wurde zuletzt mit 214 angegeben (Stand: 29. Juni). Allein gestern waren mehr als 24.000 Neuinfektionen registriert worden. Zurückgeführt wird das auf die Delta-Variante, die in Großbritannien inzwischen mehr als 90 Prozent der Fälle ausmacht.
Gleichzeitig verblieb die Zahl der Todesfälle mit 122 COVID-Toten innerhalb einer Woche (bis zum 29. Juni) derzeit noch auf relativ niedrigem Niveau. Auch die Krankenhauseinweisungen steigen bislang nicht im selben Maße wie die Ansteckungen.
Die Regierung führt das auf die erfolgreiche Impfkampagne zurück. Inzwischen sind 86 Prozent der Erwachsenen in Großbritannien mindestens einmal geimpft. Knapp 64 Prozent der über 18-Jährigen haben bereits beide Impfungen.
Die Regierung in London geht davon aus, dass die Infektionszahlen weiterhin steigen werden, doch man müsse nun lernen, mit dem Virus zu leben. Die Eindämmung der Pandemie soll künftig den Menschen selbst überlassen werden.
„Während wir lernen, mit dem Virus zu leben, müssen wir alle weiterhin umsichtig mit den Risiken durch COVID-19 umgehen und Abwägungen im täglichen Leben treffen“, sagte Johnson.
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