Ärztekammer Baden-Württemberg fordert weniger Tierversuche
Stuttgart – Die Ärztekammer Baden-Württemberg hat darauf hingewiesen, dass nicht alle heute gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuche notwendig seien – „es gibt Reduktionspotenzial, das im Sinne des Tierwohls genutzt werden muss“, hieß es aus der Kammer. Allerdings sei die Anzahl der Tierversuche nur bedingt als Indikator für das Tierwohl geeignet. Wichtig sei, immer auch anzugeben, an welchen Tieren die Versuche durchgeführt würden.
Für die Kammer stand bei der Beschäftigung mit dem Thema nach eigenen Angaben immer die Patientensicherheit bei aktuellen und neuen Therapien im Vordergrund. „Tierversuche in der medizinischen Ausbildung sind heute obsolet“, stellte die Kammer gleichwohl klar. „Für alle früher mittels Tierversuchen vermittelten Lernziele gibt es heute technische Alternativen“, heißt es in einem Positionspapier der Kammer.
Nach Angaben des Bundesagrarministeriums wurden 2015 rund 2,8 Millionen Tiere für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Nach Angaben des Vereins Ärzte gegen Tierversuche wurden die meisten Tierversuche in Baden-Württemberg gemacht, wo rund 462.000 Tiere eingesetzt worden seien, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (432.006 Tiere) und Bayern (423.129 Tiere). Fast 755.000 Versuchstiere wurden in Deutschland für wissenschaftliche Zwecke getötet.
Die Zwecke, zu denen Tierversuche in Deutschland erfolgen dürfen, definiert der Paragraf 7a des Tierschutzgesetzes. Dies sind unter anderem die Grundlagenforschung und Forschungen etwa zur Vorbeugung von Krankheiten bei Menschen oder Tieren, aber auch zur Entwicklung und Herstellung sowie Prüfung der Qualität, Wirksamkeit oder Unbedenklichkeit von Arznei-, Lebens- und Futtermitteln.
Mit dem Ziel, Belastungssymptome von Versuchstieren zu messen und vergleichbar zu machen, haben sich jüngst acht wissenschaftliche Einrichtungen aus Deutschland und der Schweiz zum Forschungsverbund „Belastungseinschätzung in der tierexperimentellen Forschung“ zusammengeschlossen. Sprecherhochschulen sind die Uniklinik RWTH Aachen und die Medizinische Hochschule Hannover. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt den neuen Forschungsverbund und dessen 15 Einzelprojekte mit rund sechs Millionen Euro für die nächsten drei Jahre.
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