Wissenschaftsorganisationen informieren verstärkt über Tierversuche
Berlin – Wissenschaftsorganisationen in Deutschland wollen verstärkt über die Rolle von Tierversuchen in der Forschung informieren. Das Projekt „Tierversuche verstehen“ solle zu einer Versachlichung der Diskussion über Notwendigkeiten, Nutzen und Alternativen beitragen, teilten die Organisationen, darunter die Fraunhofer-Gesellschaft, die Leibnitz-Gemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft, heute in Berlin mit.
Die neue Initiative wolle „Sorgen und Fragen zu Tierversuchen ernst nehmen“, erklärte Stefan Treue, Präsidiumsbeauftragter für Tierschutzfragen der Leibniz-Gemeinschaft und Sprecher der Initiative. Zugleich solle die Grundlage dafür geschaffen werden, dass sich unterschiedliche Zielgruppen „auf Basis solider und umfassender Informationen“ mit dem Thema auseinandersetzen könnten.
Untersuchungen an Tieren seien vor allem in der Grundlagenforschung in vielen Bereichen nach wie vor unverzichtbar, weil sich nur mit ihrer Hilfe komplexe Vorgänge im Organismus abbilden ließen. Als Beispiele für die Erfolge tierexperimenteller Forschung nannten die Experten Kinderlähmung und HIV. „Der Impfstoff gegen Kinderlähmung basiert auf Untersuchungen, die ein halbes Jahrhundert vorher durchgeführt wurden“, erklärte Treue. Aids sei in den 1980er-Jahren mit einer Lebenserwartung von einem Jahr verbunden gewesen, heute sei die Immunschwäche eine behandelbare chronische Erkrankung.
Aktuell zeige der Kampf gegen das Zika-Virus die Notwendigkeit solcher Forschungen. Gleichwohl gelte es, die Belastung von Versuchstieren auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Auch die Entwicklung von Alternativmethoden sei ein wichtiges Anliegen der Wissenschaft.
Die Initiative, die zunächst auf fünf Jahre angelegt ist und der noch weitere Organisationen wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, der Wissenschaftsrat und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina angehören, informiert auf der Internetplattform www.tierversuche-verstehen.de über das Thema und bietet dort zugleich ein Diskussionsforum und eine Expertendatenbank.
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