Ärztekammer Berlin protestiert gegen Kommerzialisierung der medizinischen Versorgung

Berlin – Die Ärztekammer Berlin fordert, weitere Übernahmen von ärztlichen Praxen durch industrielle Fremdinvestoren oder Kapitalgesellschaften – und damit eine Kommerzialisierung der Versorgung – zu stoppen.
„Ärztliche Entscheidungen dürfen nicht von Kapitalinteressen beeinflusst werden. Wir sehen den Gesetzgeber in der Pflicht, Regularien zu erlassen, die den weiteren Einfluss von Kapitalgesellschaften auf die medizinische Versorgung stoppen“, erklärte der Präsident der Kammer, Peter Bobbert.
Er verwies in diesem Zusammenhang auf eine Studie des IGES Instituts im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Sie hatte gezeigt, dass in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), die sich im Eigentum von sogenannten Private-Equity-Gesellschaften befinden, um 8,3 Prozent höhere Honorarvolumen abgerechnet werden – bei gleicher Patientenstruktur, gleichen Vorerkrankungen und gleichen Behandlungsanlässen.
„Das Ziel muss ein konsequent patientenorientiertes Gesundheitswesen sein. Zudem müssen Ärztinnen und Ärzte, die selbstständig vertragsärztlich tätig sein wollen, bei der Nachfolgeregelung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen bevorzugt eine Zulassung erhalten“, fordert Matthias Bloechle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin.
Wichtig sei außerdem, dass Praxen und MVZ, die Finanzinvestoren gehörten, dies transparent kommunizierten. Viele Patienten wüssten nicht, dass ihre Praxis nicht im ärztlichen Eigentum sei, sondern eigentlich einer Kapitalgesellschaft gehöre, kritisierte Bobbert. Dies sei nicht hinnehmbar – „Patienten müssen wissen, wem sie ihre Gesundheit anvertrauen“, so der Berliner Kammerchef.
Auch der 125. Deutsche Ärztetag hatte sich im vergangenen November gegen eine weitere Kommerzialisierung der Versorgung gewandt.
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