Ärztekammer-Umfrage: Immer mehr Gewalt gegen Ärzte

Münster – Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) hat mit einer Umfrage über Gewalterfahrungen unter den Ärzten im Kammerbezirk einen Nerv getroffen. ÄKWL-Präsident Johannes Albert Gehle zeigte sich schockiert über das Ergebnis.
Auf die Umfrage der Kammer haben sich innerhalb weniger Tage 4.513 Kammerangehörige zurückgemeldet. 2.917 davon haben auf die Frage „Haben Sie in der Vergangenheit in ihrem ärztlichen Alltag Gewalt erfahren müssen?“ mit „Ja“ geantwortet.
Dabei handelte es sich in 2.676 Fällen um verbale Gewalt, in 1.015 Fällen auch um körperliche Gewalt. 1.354 Fälle ereigneten sich im stationären Bereich, 1.339 im ambulanten Bereich und 254 im Rettungsdienst.
Hauptsächlich ging die Gewalt von Patienten (2.159 Fälle) oder Angehörigen (1.563 Fälle) aus. „Die Gewalt gegen ärztliche Kolleginnen und Kollegen eskaliert. Wir können und dürfen dieses Thema gesellschaftlich nicht länger ignorieren“, sagte Gehle.
Er betonte, die umfangreichen und schnellen Rückläufer der Umfrage zeigten, dass es eine spürbare und dauerhafte Zunahme von Gewaltereignissen im ärztlichen Alltag gebe. Das Thema belaste die Kolleginnen und Kollegen sowie auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter massiv.
Die Kammer fordert ein flächendeckendes Meldesystem. Darin sollten Fälle von verbaler und körperlicher Gewalt im Gesundheitswesen konsequent angezeigt sowie Erkenntnisse gewonnen werden, wie und mit welchen präventiven Maßnahmen solche Gewaltakte verhindert werden können.
Ärztinnen und Ärzte sollten außerdem in die Regelung des Paragraphen 115 Strafgesetzbuch aufgenommen werden, der Angriffe auf oder Widerstand gegen Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter sanktioniert.
„Die Hemmschwelle für aggressives oder beleidigendes Verhalten sinkt und die Gewaltbereitschaft nimmt zu. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das wir nicht tolerieren dürfen“, betonte Gehle. Er wies darauf hin, dass die Kammer zudem überlege, eine Ombudsstelle zum Thema Gewalt gegen Ärzte und medizinisches Personal einzurichten.
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