Ärztekammer und KV Baden-Württemberg für nationale Arzneimittelreserve

Stuttgart – Gegen Arzneimittel-Lieferengpässe ist mehr politisches Engagement notwendig. Das haben heute die Landesärztekammer Baden-Württemberg und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Landes betont.
„Es ist nicht zu vermitteln, dass ein Land wie Deutschland nicht in der Lage ist, eine adäquate Versorgung mit Arzneimitteln zu gewährleisten“, sagte Kammerpräsident Wolfgang Miller. „Uns bereitet es Sorge, dass wir heute in einem so elementaren Bereich von ausländischen Produktions-Standorten abhängig sind“, betonte er.
Der KV-Vorstandsvorsitzende Norbert Metke erinnerte daran, dass das Problem seit Jahren bekannt sei. „Regelmäßig jedes Jahr wird beklagt, dass zum Beispiel Grippeimpfstoffe und jetzt zunehmend Medikamente der Basisversorgung von vielen Patienten nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen“, kritisierte er.
Die Vorstände fordern daher eine nationale Arzneimittelreserve. „Die Versorgung mit Arzneimitteln muss endlich als relevant für die Basisversorgung der Bevölkerung anerkannt werden, ähnlich wie Gas oder Erdöl,“ so Miller.
„Die Arzneimittelhersteller, die sich zu einem wesentlichen Teil aus den Mitteln des Gesundheitswesens finanzieren, müssen verpflichtet sein, einen bestimmten Kreis an Arzneimitteln für eine bestimmte Zeit für die nationale Versorgung vorzuhalten“, konkretisierte der stellvertretende KV-Vorsitzende Johannes Fechner die Forderung.
Welche Medikamente in welchem Umfang vorgehalten werden müssen, sollten laut Kammer und KV künftig Ärzte, Apotheker und die Politik gemeinsam mit Kostenträgern und Pharmaunternehmen festlegen. „Wir wollen uns nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die derzeit zu beobachtenden Handelskriege im Bereich Medikamente ausgetragen würden“, unterstrich Miller die Bedeutung des Themas.
Lieferengpässe bei Arzneimitteln haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Von 40 Meldungen (2015) auf 81 Meldungen (2016), auf 108 Meldungen 2017 und auf 268 Meldungen im vergangenen Jahr. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor.
Auch die Bundesärztekammer (BÄK) hat vor Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln gewarnt. Eine wesentliche Ursache sieht die Kammer in der Verlagerung der Produktion in außereuropäische Länder, verbunden mit der Konzentration auf wenige Standorte.
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