Ärzte- und Apothekerkammer fordern wirksame Maßnahmen gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln

Mainz – Ein entschlosseneres Vorgehen gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln fordern die Landesärzte- und die Landesapothekerkammer in Rheinland-Pfalz. Besonders wichtig sei, dass die Hersteller die Produktion von versorgungsrelevanten Medikamenten wieder nach Europa zurückverlegten.
Die Zahl der Wirkstoffhersteller ist weltweit deutlich gesunken, da Produktionsstätten geschlossen wurden. Viele Wirkstoffe werden mittlerweile in Indien und China produziert. „Das kann auch Qualitätsprobleme schaffen, weil in Schwellenländern außerhalb von Europa unter anderen Rahmenbedingungen als bei uns hergestellt wird“, kritisierte Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz.
In Apotheken müssten Mitarbeiter inzwischen rund zehn Prozent ihrer Arbeitszeit dafür aufwenden, Lieferengpässe zu bekämpfen, berichtete Andreas Kiefer, Präsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz. Er kritisiert die knappe Lagerhaltung der Industrie. Mitunter würden Präparate auch erst auf Bestellung hergestellt. „Eine Produktion ‚just-in-time‘ spart den Herstellern Kosten, macht es aber für Apotheker immer schwieriger, Ersatzmedikamente für Patienten zu finden“, sagte er.
Lieferengpässe bei Arzneimitteln haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Von 40 Meldungen (2015) auf 81 Meldungen (2016), auf 108 Meldungen 2017 und auf 268 Meldungen im vergangenen Jahr. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor.
Allerdings sei die Zahl der Meldungen zu Arzneimitteln, die als versorgungsrelevant eingestuft werden, deutlich geringer: 139 im vergangenen Jahr und bislang 127 Meldungen in diesem Jahr. Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien nicht mit therapeutisch relevanten Versorgungsengpässen für Patienten gleichzusetzen, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Sie verweist darin außerdem auf den sogenannten Jour fixe, in dessen Rahmen Vertreter der Industrieverbände, des Großhandels, der Ärzte- und Apothekerschaft sowie Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums sowie der Bundesoberbehörden Maßnahmen gegen Lieferengpässe erörterten und umsetzten.
Dieses Jour fixe hatte zum Beispiel Anfang Oktober eine Empfehlung vorgestellt, wie im Rahmen der Vertragsgestaltung zwischen pharmazeutischer Industrie und Apothekenbetreibern Arzneimittelengpässe zu vermeiden sind.
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