Ärztekammer Westfalen-Lippe setzt bei geriatrischer Versorgung auf Hausärzte

Münster – Als eine der „großen Herausforderungen der Zukunft“ sieht die Ärztekammer Westfalen-Lippe die künftige geriatrische Versorgung in Deutschland. „Im Bereich der Patientenversorgung im Alter gibt es weitaus mehr offene Fragen als Antworten“, sagte der Kammerpräsident Theodor Windhorst jetzt im Westfälischen Ärzteblatt.
In der geriatrischen Versorgung der Bevölkerung laufe „vieles durcheinander“. Die medizinischen Versorgungsstrukturen müssten auf eine Gesellschaft des langen Lebens hin ausgerichtet werden. Vor dem Hintergrund begrenzter Finanzmittel und gleichzeitig steigender Inanspruchnahme von Leistungen fordert Windhorst „klare Strukturen für die geriatrische Versorgung vor allem für den Transfer zwischen stationärer und ambulanter Ebene“.
Laut Windhorst muss der Hausarzt verstärkt ins Blickfeld rücken. Dieser verfüge über die geriatrische Kompetenz, die Ärzte anderer Fachgebiete nur durch Zusatzqualifikationen erwerben würden. Ein neu zu schaffender „Facharzt für Geriatrie“, wie er in den vergangenen Jahren verschiedentlich gefordert wurde, sei nicht die Lösung für die anstehenden Versorgungsprobleme, so der Kammerpräsident. „Am Ende wird es nur durch die strukturierte Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten und anderen Gesundheitsfachberufen gelingen, diese Versorgungsaufgabe zu lösen“, sagte Windhorst.
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) fordert hingegen seit Jahren die Einführung eines Facharztes für Geriatrie. Laut der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) müssen sich Medizin und Krankenhäuser in Deutschland besser auf ältere Patienten einstellen. Während die Zahl der Menschen über 65 Jahre in den kommenden Jahren stark zunehmen werde, stehe die fachgerechte geriatrische Versorgung noch am Anfang, erklärte der neue Vorsitzende der DGIM, der Geriater Cornel Sieber.
Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe begrüßt die klare Positionierung der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Die 1. Vorsitzende Anke Richter sprach von einem „starken Signal“. „Wir treten schon lange für klare Strukturen in der geriatrischen Versorgung ein und wir können nur unterstreichen: Die Versorgung der älteren Menschen ist seit jeher eine Kernkompetenz des Hausarztes“, erklärte sie. Geriatrie sei ein zentraler Bestandteil der Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin. Dadurch – und durch seine tägliche Arbeit – sei der Hausarzt umfassend für die Versorgung alter Patienten qualifiziert.
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