Politik

Ärztemangel: Rotationsmodell für Sachsen-Anhalt vorgeschlagen

  • Montag, 10. Januar 2022
/dpa, Ronny Hartmann
/dpa, Ronny Hartmann

Magdeburg/Gardelegen/Schönebeck – In Gardelegen und Schönebeck geht derzeit nichts mehr. Die Kran­kenhausabteilungen für Kinder- und Jugendmedizin wurden in den vergangenen Wochen geschlos­sen. Der Grund: Personalmangel.

Der private Betreiber Ameos in Schönebeck und die öffentliche Salus Altmark Holding für Gardelegen sehen die Schließung zwar zunächst als vorläufigen Schritt. Doch das Problem bleibt: Im ländlichen Raum fällt es den Klinikträgern zunehmend schwerer, Fachkräfte zu gewinnen.

„Das Personal kommt nicht mehr einfach so in den ländlichen Raum. Ein guter Pädiater ausschließlich für den ländlichen Raum – das ist häufig zu unattraktiv“, sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Sie will kleinere Standorte deshalb personell unterstützen.

Grimm-Bennes Vorschlag: Die beiden Universitätsklinika in Magdeburg und Halle sollen dem ländlichen Raum künftig helfen. Mit den Uniklinika soll ein Verbund gebildet werden, um Fachärzte punktuell aufs Land zu locken. „Wir wünschen uns Ärzte, die bereit sind, einzelne Tage vielleicht auch an Standorten außerhalb von Magdeburg oder Halle zu arbeiten.“

Solche Verbünde könnte es mit Magdeburg für den Landesnorden und mit Halle für den Süden geben. Außerdem könnte es einfacher werden, bestimmte Behandlungen via Telemedizin durchzuführen. „Wir brauchen jetzt gute Fachleute, die uns so ein Pilotprojekt konzipieren“, sagte die SPD-Politikerin.

Der Koalitionspartner CDU unterstützt den Weg. „Für die Ausbildung von Assistenzärzten wäre ein Rota­tionsmodell optimal. Ausbildung und Praxis lassen sich so gut zusammenbringen“, sagte Sandra Hietel, CDU-Vizefraktionschefin im Landtag. Hietel kommt selbst aus Gardelegen und kämpft für die Wieder­eröffnung der Kinderklinik.

Nötig wäre dafür die Besetzung von etwa 4,5 bis 5,5 Arztstellen. „Ich kann das gut denken, dass es drei Stammkräfte gibt und zwei Ärzte über ein Kooperationsmodell zu uns kommen.“ Man müsse in der Ge­sundheitsversorgung neue Ansätze ausprobieren, sagt Hietel. „Sonst ist hier irgendwann Feierabend im ländlichen Raum.“

Auch der dritte Bündnispartner FDP ist offen für den Vorschlag. „Wir können das gemeinsam mit den Krankenhäusern und Krankenkassen diskutieren. Man sollte aber sicher nicht jede Aufgabe in die Hände der Uniklinika legen“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher Konstantin Pott.

Gesundheitsministerin Grimm-Benne hofft bei ihrem Vorhaben jedoch nicht nur auf Rückenwind im Land, sie setzt auch auf Unterstützung des Bundes. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP heißt es, es soll kurzfristig „für eine bedarfsgerechte auskömmliche Finanzierung für die Pädiatrie, Notfallversorgung und Geburtshilfe“ gesorgt werden.

Eine Möglichkeit wäre, das bestehende Fallpauschalensystem zu ergänzen. Besonders im ländlichen Raum könnten künftig stärker Strukturen wie die vorgehaltene Ausrüstung finanziert werden.

„Es muss über den Bund gelingen, stärker in die pauschale Finanzierung einzusteigen. Wir brauchen im ländlichen Raum eine Grundversorgung. Dazu zählen für mich auch Geburtshilfe und Kinder- und Ju­gend­medizin“, sagte Grimm-Benne. Als Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz in diesem Jahr will sie dazu Reformen anstoßen.

dpa

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