Ärztestreik in Kenia nach 100 Tagen beendet
Nairobi – Der Ärztestreik in Kenia hat am Dienstagabend mit einem Kompromiss zwischen der Regierung in Nairobi und der Gewerkschaft geendet. Laut lokalen Medien nahmen staatliche Krankenhäuser am Mittwoch wieder den Betrieb auf. Beobachtern zufolge werden die Auswirkungen des 100 Tage dauernden Arbeitsstreits noch über „mehrere Jahre” spürbar sein.
Der Streik für höhere Löhne hatte die Gesundheitsversorgung in der ostafrikanischen Nation größtenteils lahmgelegt. Linet Nasimiyu, deren jüngere Schwester noch am Dienstag die Behandlung verweigert wurde, sagt der Tageszeitung Daily Nation: „Wir gingen ins Krankenhaus, weil wir wussten, dass Ärzte da sind. Aber wir brachten sie bloß hierher, um zu sterben.” Im vergangenen Monat musste eine 15-Jährige vor einer Privatklinik auf offener Straße gebären, nachdem sie in einem staatlichen Krankenhaus keine Hilfe erhalten hatte.
Insbesondere onkologische Patienten betroffen
Größte Opfer sind dem Bericht zufolge Krebspatienten. Sie verschuldeten sich teils für die Fortführung ihrer Strahlenbehandlung in Privatkliniken. „So einen schmerzhaften Prozess sollte unser Land nie wieder erleben”, wird der Gouverneur des Bundesstaats Meru, Peter Munya, zitiert. In Zukunft müsse man das „öffentliche Interesse” an erste Stelle setzen.
Groß ist laut Lukoye Atwoli, Vorstand der medizinischen Fakultät der Universität Moi, auch der wirtschaftliche Schaden. Das Kenyatta National Hospital in der Hauptstadt Nairobi behandle täglich mehr als 1.700 Patienten und führe 40 Geburten durch. Während des Streiks stand der Betrieb im größten Krankenhaus Kenias größtenteils still.
Die Vereinbarung zwischen Ärzten und Regierung sieht eine Gehaltserhöhung zwischen 10 und 65 Prozent vor. Zudem erhielten die Ärzte höhere Urlaubs-, Wohn-, Reise- und Gefahrenzulagen. Ärzte und Pfleger, die dem Streik unerlaubt beigetreten waren, erwarte weder eine Kündigung noch eine Klage. 2013 hatten die Zuständigen einen Tarifvertrag unterzeichnet, der Ärzten und Pflegern eine Gehaltserhöhung von 300 Prozent zugesteht.
Die ist aus Sicht der Regierung jedoch ungültig. Menschenrechtler verurteilten die Zustände im Land. Vertreter der Ärztegewerkschaft sprachen nun von „schwarzen Tagen in Kenias Geschichte”.
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