Ärzteverbände diskutieren neue Regeln für MVZ

München – Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bayerns begrüßt, dass das Bundesgesundheitsministerium gegen die Übernahme von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) durch renditeorientierte Investoren vorgehen will.
„Langfristig fügt eine solche Entwicklung unserem solidarischen Gesundheitssystem großen Schaden zu, die Gesundheit der Menschen wird so zum Spekulationsobjekt“, hieß es aus dem Vorstand der KV – Wolfgang Krombholz, Pedro Schmelz und Claudia Ritter-Rupp.
Das Eindringen von kapitalstarken Investoren aus dem In- und Ausland führt aus Sicht des Vorstands der KV dazu, dass junge Ärzte im Wettbewerb um Vertragsarztsitze chancenlos gegen die Gesellschafter von investorengetragene MVZ (iMVZ) sind.
Für die Patienten führe dies zu Einschränkungen der freien Arztwahl und längere Wege in große Zentren. „Wenn die Aussagen des Bundesgesundheitsministers keine Lippenbekenntnisse sein sollen, dann ist von der Bundespolitik jetzt rasches und konsequentes Handeln gefordert“, so der Vorstand der KV.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt angekündigt, den Kauf von Arztpraxen durch Finanzinvestoren künftig verhindern zu wollen. Im ersten Quartal 2023 werde er einen Gesetzentwurf vorlegen, „der den Einstieg dieser Heuschrecken in Arztpraxen unterbindet“, sagte Lauterbach kurz vor Weihnachten der Bild am Sonntag.
Auch die Bundesärztekammer (BÄK) hatte in der vergangenen Woche ein Positionspapier zur MVZ-Reform vorgelegt. Darin spricht sich die BÄK unter anderem für die ausschließliche Zulassung fachübergreifender MVZ, die Begrenzung von Marktanteilen, mehr Transparenz über die Inhaberschaft, mehr Optionen zur Überprüfung der Versorgungsaufträge sowie der Einhaltung des Berufsrechts aus.
Der Verband Medi Baden-Württemberg hat das BÄK-Papier begrüßt, kritisiert darin aber die Forderung nach rein fachübergreifenden MVZ.
„Wir werden auch in Zukunft fachgruppengleiche MVZ benötigen – vor allem im Hausarztbereich muss das weiterhin möglich sein. Versorgungszentren sind in vielen Regionen die einzige Möglichkeit, Ärztinnen und Ärzte über Teilzeitangebote zu gewinnen“, sagte der Medi-Vizechef Norbert Smetak.
Auch die Forderung nach einem räumlichen Bezug sieht Medi kritisch. „Wenn ein in ärztlicher Hand geführtes MVZ Konzepte für eine überregionale Versorgungskette entwickeln möchte, muss das erlaubt sein. Regionalität ist hier kein Qualitätskriterium“, so Smetak.
Medi betreibt seit 2017 eigene freiberufliche MVZ unter ärztlicher Führung in unterversorgten Regionen in Baden-Württemberg. „Wir möchten, dass Angestellte später in die Gesellschafterebenen aufsteigen und damit in die selbstständige Eigenverantwortung. Wenn man hier künstliche Grenzen zieht, gehen Synergien verloren“, sagte Smetak.
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