Affenpocken: EU-Kommission sichert 10.000 Einheiten Tecovirimat

Brüssel – Die EU-Kommission hat sich 10.000 Behandlungseinheiten des Affenpockenmedikaments Tecovirimat gesichert. Die Behandlungsoption soll den Mitgliedstaaten künftig zusätzlich zu den rund 334.000 gesicherten Dosen des Affenpockenimpfstoffs Imvanex von Bavarian Nordic zur Verfügung stehen.
Die entsprechende Impfstoff- und Medikamentenbeschaffung sowie Finanzierung läuft über HERA, die EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen. Die EU-Kommission hatte erstmals Mitte Juni 2022 angekündigt zentral Impfstoffe gegen Affenpocken zu beschaffen.
Der antivirale Wirkstoff Tecovirimat der Firma Siga Technologies ist in der EU Anfang 2022 zur Behandlung von Pocken, Affenpocken und Kuhpocken bei Erwachsenen und Kindern, die mindestens 13 Kilogramm wiegen, zugelassen worden. Es ist das in Europa bislang einzige zugelassene Medikament zur Therapie bei einer Infektion mit Affenpocken.
Mit einer Notfallversorgung von mehr als 10.000 Einheiten Tecovirimat soll die Behandlung von Affenpocken-Fällen weiter gesichert werden, erklärte heute die EU-Kommission. Das Medikament werde über das Katastrophenabwehrsystem „rescEU“ bereitgestellt, um Patientinnen und Patienten mit unmittelbarem Bedarf zu behandeln.
Mit diesen Dosen werde der dringendste Bedarf sichergestellt, allerdings laufen weitere gemeinsame Beschaffungsmaßnahmen, um auch den mittel- und langfristigen Bedarf der EU-Mitgliedsstaaten zu decken, heißt es weiter.
Die jetzt erworbenen Dosen seien allen Teilnehmerstaaten des Europäischen Katastrophenschutzverfahrens zugänglich. Damit können nicht nur EU-Mitgliedsstaaten, sondern auch sechs weitere teilnehmende Staaten (Island, Norwegen, Serbien, Nordmazedonien, Montenegro und die Türkei) auf Tecovirimat zugreifen.
„Der rückläufige Trend bei den Fällen von Affenpocken in der EU macht Mut. Er bedeutet aber nicht, dass die Bedrohung überwunden ist und wir unsere Wachsamkeit verringern können“, erklärte dazu die EU-Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides.
Staaten, die Tecovirimat über die EU abrufen wollen, müssen dies über das Kommunikations- und Informationssystem (CECIS) anmelden, heißt es von der EU-Kommission auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes. Das europäische Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (ERCC) überprüft anschließend, ob auch ein anderer Mitgliedsstaat das Medikament abgeben könne. Falls dies nicht der Fall ist, wird der Notfallvorrat von rescEU genutzt. Um zu vermeiden, dass ein Land alle Einheiten verwendet, ist jeweils ein Limit abhängig von der Bevölkerungszahl festgelegt worden, heißt es weiter.
Anwendung nur für Personen mit hohem Erkrankungsrisiko
Bezüglich der Anwendung mit Tecovirimat gebe es Hinweise auf eine mögliche rasche Resistenzentwicklung, schreibt der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) am Robert-Koch-Institut (RKI) in einer Stellungnahme Ende Juli 2022. Daher sollte die Indikation primär für Personen mit dem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs gegeben werden.
In Deutschland ist das Therapeutikum bislang nur begrenzt verfügbar. Bei einer Erkrankung und dem Verdacht auf einen schweren Krankheitsverlauf wird „dringend geraten, mit dem regional zuständigen STAKOB-Behandlungszentrum Kontakt zur Beratung bezüglich einer möglichen Gabe von Tecovirimat aufzunehmen“, so die Stellungnahme.
Das Behandlungsschema sieht für Erwachsene zweimal täglich 600 Milligramm in Kapselform für 14 Tage vor. In Deutschland sind laut RKI zum Stand 26. September 3.601 Affenpockenfälle gemeldet worden. Dabei ist die Zahl der wöchentlich übermittelten Fälle seit Anfang August 2022 rückläufig.
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