Afghanisches Gesundheitssystem geschädigt

New York – Der Verlust ausländischer Hilfen hat das afghanische Gesundheitssystem offenbar schwer geschädigt. Dadurch sei das Problem von Unterernährung und Krankheiten als Folge unzureichender medizinischer Versorgung verschärft worden, geht aus dem Bericht von Human Rights Watch (HRW) hervor. Besonders betroffen sind demnach Frauen und Mädchen.
Das Dokument trägt den Titel „Eine Katastrophe in absehbarer Zeit: Afghanistans Gesundheitskrise“. „Die Taliban haben Frauen erheblich daran gehindert, medizinische Versorgung bereitzustellen oder in Anspruch zu nehmen, während die Kosten für Behandlung und Medikamente für viele Afghanen die Versorgung unerreichbar gemacht haben“, erklärte Fereshta Abbasi, Afghanistan-Forscherin bei HRW.
Die Organisation forderte die Sondergesandten mehrerer Länder für Afghanistan auf, bei ihrer Konferenz am kommenden Wochenende in Katar Menschenrechtsverletzungen der Taliban zu verurteilen. Zugleich sollten sie Ressourcen für das Gesundheitssystem und grundlegende Dienstleistungen wie Banken, Wassermanagement und Elektrizität bereitstellen.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte für nächsten Sonntag in Katar ein zweitägiges Treffen der Sonderbeauftragten einberufen, um Strategien für das Engagement mit den Taliban zu besprechen und einen Sondergesandten der Vereinten Nationen zu bestimmen.
Der UN-Sicherheitsrat ermächtigte in einer Resolution den Generalsekretär zur Ernennung eines Sondergesandten. China und Russland enthielten sich bei der Abstimmung. Die Taliban lehnen die Ernennung eines UN-Gesandten ab. In Stellungnahmen gegenüber Medien hieß es jedoch, dass sie eine „sinnvolle Teilnahme“ an einem bevorstehenden internationalen Treffen in Betracht zögen.
In dem 38 Seiten umfassenden Bericht dokumentiert HRW, wie der Zusammenbruch der afghanischen Wirtschaft nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 der Gesundheitsinfrastruktur des Landes schweren Schaden zufügte.
Entscheidungen der Geber, humanitäre Hilfe zu kürzen, habe den Zugang zur Gesundheitsversorgung weiter beeinträchtigt, die Wirtschaft destabilisiert und die Ernährungsunsicherheit verschlimmert.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass 2024 mehr als 23 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der afghanischen Bevölkerung – humanitäre Hilfe benötigen würden. Organisationen leisten laut HRW zwar lebensrettende Hilfe, können jedoch nicht alle Dienste ersetzen, die bisher auf Geberunterstützung angewiesen waren.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: