Aktuelle Handlungsempfehlungen zu COVID-19 für Rheumapatienten

Berlin – Eine entzündlich-rheumatische Erkrankung gilt per se nicht als Risikofaktor für eine Infektion mit SARS-CoV-2 oder für einen schweren COVID-19-Verlauf. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hin.
„Natürlich sollten sich Rheumabetroffene ebenso wie alle anderen an die vom Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen halten. Darüber hinausgehende Maßnahmen sind aber nicht erforderlich“, sagte Christof Specker, Vizepräsident der DGRh und Sprecher der COVID-19-Kommission der Fachgesellschaft.
Eine medikamentös unzureichend kontrollierte, in einem aktiven Schub befindliche Rheumaerkrankung gelte dagegen durchaus als Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf. „Die Krankheitskontrolle hat daher oberste Priorität“, so Specker.
Die DGRh hat den aktuellen Kenntnisstand zu COVID-19 und Rheuma nun in einer neuen Handlungsanweisung zusammengeführt. Rheumabetroffene sollten danach auch und gerade in Coronazeiten ihre Medikation unverändert fortsetzen.
Erst bei Symptomen einer COVID-19-Erkrankung sollten sie mit den sogenannten Disease-modifying anti-rheumatic drugs (DMARDs) pausieren. Dabei sollte eine Cortisontherapie für die rheumatische Erkrankung bis rund zehn Milligramm pro Tag auch in diesen Fällen fortgeführt werden, um einen Cortisonmangel im Rahmen der Infektion zur vermeiden.
Liegt ein positiver PCR-Test vor, aber keine Symptome von COVID-19, können Patient und Arzt laut der Handlungsanweisung ein Pausieren bestimmter Rheumamedikamente für wenige Tage in Betracht ziehen – solange, bis klar ist, ob sich überhaupt Krankheitszeichen von COVID-19 entwickeln.
Die Experten der DGRh empfehlen grundsätzlich, antirheumatische Medikamente im Vorfeld einer Impfung nicht abzusetzen oder zu pausieren. Auch wenn bestimmte Wirkstoffe die Bildung von Antikörpern abschwächen könnten, sei der Impferfolg in der Regel nicht gefährdet. Eine Ausnahme bildet laut der Fachgesellschaft das Medikament Rituximab, das möglichst in größerem zeitlichem Abstand zur Impfung gegeben werden sollte.
„Eine gute Krankheitskontrolle ist wichtiger als das Erreichen einer optimalen Immunantwort auf die Impfung“, betonte der DGRh-Präsident Andreas Krause. Studien, die sich mit dem Nebenwirkungsprofil der Impfungen speziell bei Rheumapatienten befassen, sind laut der Fachgesellschaft selten. „Die Erhebungen, die es gibt, deuten jedoch nicht auf eine besondere Unverträglichkeit hin“, sagte Krause.
Den Antikörperspiegel nach der Impfung zu überprüfen kann die DGRh nicht generell empfehlen: „Die Bedeutung des Antikörpertiters für den Immunschutz gerade bei der Infektion mit SARS-CoV-2, welcher durch sogenannte neutralisierende Antikörper und zytotoxische T-Zellen vermittelt wird, ist unbekannt. Daher ist die Bestimmung der Antikörper für eine Aussage zum Immunschutz nicht geeignet“, betonte Hendrik Schulze-Koops, zweiter Vizepräsident der DGRh und stellvertretender Sprecher der COVID-19-Kommission.
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