Akutes Lungenversagen: Eingeschränkte Lebensqualität und Berufstätigkeit betrifft nur bestimmte Patienten

Regensburg – Nach einem akuten Lungenversagen (ARDS, acute respiratory distress syndrom) fällt vielen Betroffenen der Wiedereinstieg in den Beruf (RtW, return to work) schwer. In einer deutschen Kohorte ARDS-Überlebender hatten nur 64 Prozent der Patienten ihre frühere Tätigkeit nach fünf Jahren wieder aufgenommen. Akutes Lungenversagen kommt bei zehn Prozent aller intensivmedizinisch behandelten Patienten vor. Je nach Schweregrad sterben 35 bis 46 Prozent der Betroffenen. Diejenigen, die überleben, haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen oder für eine posttraumatische Belastungsstörung.
Selbst fünf Jahre nach dem akuten Lungenversagen lässt die subjektive Wahrnehmung der Patienten auf eine stark eingeschränkte gesundheitsbezogene Lebensqualität schließen. Bei der Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL, health-related quality of life) werden physische, psychische und soziale Dimensionen berücksichtigt
Ob Patienten ein erhöhtes Risiko für diese Folgeprobleme haben, können Ärzte anhand von psychosozialen, krankheits-, versorgungsbezogenen und soziodemografischen Gegebenheiten einschätzen. Die Forscher um Frank Dodoo-Schittko von der der Universität Regensburg haben die wichtigsten Determinanten in einer Übersichtarbeit im Deutschen Ärzteblatt analysiert (Dtsch Arztebl Int 2017; 114(7):103-9).
Risikogruppen identifizieren
Die Auswertung von 24 Studien brachte die Regensburger Forscher zu dem Schluss, dass vor allem krankheitsbezogene Charakteristika die Chancen für einen Wiedereinstieg in den Beruf und eine als gut empfundene gesundheitsbezogene Lebensqualität negativ beeinflussen. An erster Stelle mit der höchsten HRQoL-Korrelation steht ein schlechtes Ergebnis beim Lungenfunktionstest. Insbesondere die Ein-Sekunden-Kapazität der Lunge (FEV1; ρ = 0,16 bis ρ = 0,46) war mit der Lebensqualität assoziiert. Weniger aussagekräftig scheint die Vitalkapazität (FVC) zu sein, berichten die Autoren.
Starke negative Zusammenhänge mit der HRQoL beobachteten die Autoren darüber hinaus bei allen vier untersuchten psychosozialen Komponenten. Unter den soziodemografischen Faktoren konnten Dodoo-Schittko und sein Team das zunehmende Alter als Risikofaktor für eine schlechte Lebensqualität identifizieren. Hingegen war kein Unterschied zwischen Männern und Frauen zu erkennen. Bei der Versorgung kristallisierte sich die extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) als Determinante heraus. ECMO-Patienten hatten ein doppelt so großes Risiko, später langzeitarbeitsunfähig zu sein, als jene, die nicht mit ECMO behandelt werden mussten. Keinen Einfluss auf die Rückkehr an den Arbeitsplatz hatten hingegen die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivtherapiestation und die Dauer des Krankenhausaufenthaltes insgesamt.
Die Autoren erhoffen sich, mithilfe bekannter Determinanten schon während der Erkrankung Risikopatienten zu identifizieren. Eine frühzeitige Intervention könnte dann die Lebensqualität und den Wiedereinstieg in den Beruf verbessern.
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