Coronavirus: Fachgesellschaft ruft Kliniken zur Meldung von Behandlungskapazitäten auf

Berlin – Nach der jüngsten Ausbreitung des neuen Coronavirus (Sars-CoV-2/Covid-19) in Italien und neuen Fällen in Deutschland hat die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) Krankenhäuser dazu aufgerufen, ihre Behandlungskapazitäten für Patienten mit akutem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) zu melden.
Grund dafür ist, dass sich eine Pandemie nicht mehr ausschließen lasse. „In diesem Fall muss mit einem beträchtlichen Aufkommen intensivstationär zu versorgenden Patienten gerechnet werden, die das gesamte Behandlungsspektrum des akuten Lungenversagens erforderlich macht“, sagte Christian Karagiannidis, Sprecher der DIVI-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“ sowie Leiter des Zentrums für extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) der Lungenklinik Köln-Merheim.
Im Zuge der H1N1-Pandemie im Jahr 2009 haben DIVI-Experten bereits ein deutschlandweites Netzwerk aufgebaut, in dem Kliniken ihre Behandlungskapazitäten für ARDS-Patienten tagesaktuell anzeigen können.
„Das ist wichtig, weil wir Betroffene so deutschlandweit viel schneller einer behandelnden Klinik zuweisen können“, erläuterte Steffen Weber-Carstens, stellvertretender Sprecher der DIVI-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“ sowie Sprecher des ARDS-ECMO Centrums an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Aktuell seien rund 85 Kliniken in diesem ARDS-Netzwerk miteinander verbunden.
Insgesamt sehen beide Experten die Intensivmedizin in Deutschland gut aufgestellt. Sie weisen aber daraufhin, dass eine Pandemie eine große Belastung bedeute. „Neben den medizinischen Aspekten, die im Falle einer Pandemie auf uns zukommen, ist die psychologische Komponente bei einem punktuell nicht auszuschließenden Massenanfall von Patienten eine ganz wesentliche Herausforderung“, betonte Karagiannidis.
Es sei daher umso wichtiger, dass die Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu Ruhe und Besonnenheit aufrufen, statt sich „von Hysterie und reißerischer Stimmungsmache treiben zu lassen“, so die DIVI-Experten.
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