ALS möglicherweise durch Belastungen am Arbeitsplatz getriggert

Utrecht – Eine Belastung mit extrem niederfrequenten elektromagnetischen Feldern am Arbeitsplatz könnte das Risiko erhöhen, an einer amyotrophen Lateralsklerose (ALS) zu erkranken. Das berichten Wissenschaftler der Division of Environmental Epidemiology, Institute for Risk Assessment Sciences der Universität Utrecht im Journal of Occupational & Environmental Medicine (2017; doi: 10.1136/oemed-2016-103780).
ALS ist eine neurodegenerative Erkrankung, der ein progressiver Verlust der motorischen Nervenzellen im Gehirn und im Rückenmark zugrunde liegt. Derzeit gibt es keine Heilung. Erkrankte sterben meist binnen weniger Jahre nach der Diagnose. Vorherige Studien hatten bereits die Vermutung aufgeworfen, dass ALS mit extrem niederfrequenten elektromagnetischen Feldern, elektrischen Schocks, Lösungsmitteln, Metallen und Pestiziden bedingt durch den Arbeitsplatz in Verbindung stehen könnte. Mängel am Studiendesign der bisher dazu existierenden Studien stellten die Zusammenhänge laut den Forschern jedoch infrage.
Um diese möglichen Fallstricke zu vermeiden, stützten die Forscher sich für ihre Studie auf Daten aus der niederländischen Kohortenstudie, die mehr als 58.000 Männer und mehr als 62.000 Frauen zwischen 55 und 69 seit 1986 zu einem ursprünglich anderen Zweck untersucht hatte. Teilnehmer, die an einer Erkrankung der Motorneurone verstorben waren (76 Männer und 60 Frauen) wurden mit rund 4.000 Probanden (2.411 Männern und 2.589 Frauen) verglichen, die zufällig für den Zweck der aktuellen Studie ausgewählt wurden.
Deren detaillierte Beschäftigungsverläufe wurden in eine Matrix zur Belastung am Arbeitsplatz durch Lösungsmittel, Pestizide, Metalle und extrem niederfrequente elektromagnetische Felder umgewandelt (Job Exposure Matrix). Ein hohes Niveau an Belastung durch elektromagnetische Felder hing von der Art des Arbeitsplatzes ab und war weitgehend auf die Männer beschränkt. Hier reichten die Zahlen von zwei bis 25 Prozent, während die entsprechende Zahl bei den Frauen nur null bis zwei Prozent betrug. Die Forscher prüften den neurologischen Gesundheitsstatus der Patienten für durchschnittlich 17 Jahre, um nachzuverfolgen, ob unter den Probanden jemand an ALS erkrankt war. Während dieser Zeit starben 76 Männer und 60 Frauen an ALS.
Insbesondere unter den Männern stellten die Forscher fest, dass die Belastung mit extrem niederfrequenten elektromagnetischen Feldern am Arbeitsplatz zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung von ALS führt. Für Probanden mit einem besonders hohen Maß an Exposition durch ihre Arbeit stieg die Wahrscheinlichkeit, ALS zu entwickeln, auf das Doppelte gegenüber jenen an, die an ihrer Arbeitsstelle nie einem solchen Feld ausgesetzt waren.
Andere belastende Faktoren am Arbeitsplatz waren bei Männern wie Frauen nur schwach assoziiert mit einem steigenden Risiko für ALS. Das Team fand keinen eindeutigen Beweis für einen linearen Anstieg des Risikos in Abhängigkeit von der Menge der kumulativen Exposition.
Einschränkend fügen die Wissenschaftler hinzu, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, aufgrund derer man keine sicheren Schlussfolgerungen bezüglich Kausalität und Effekt ziehen könne. Dennoch betonen die Forscher zusammenfassend, dass die Ergebnisse ihrer Studie die Vermutung stärken, dass ALS in Verbindung mit einer Belastung durch extrem niederfrequente elektromagnetische Felder am Arbeitsplatz steht.
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