Ärzteschaft

Alte Menschen benötigen nach Unfall ganzheitliche Betreuung

  • Donnerstag, 15. September 2016
Uploaded: 24.09.2015 18:33:05 by mis
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Berlin – Im Augenblick erleiden pro Jahr rund 700.000 hochbetagte Menschen hierzulan­de einen Bruch des Oberschenkels, der Wirbel oder der Arme. Die Behand­lung der Se­ni­oren kann sich laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) nicht auf die rein unfallchirurgische Versorgung beschränken. „Die hochbetagten Patien­ten sind häu­fig gebrechlich, haben kognitive Einschränkungen und leiden an Herz- oder Nieren­in­suffi­zienz“, erläuterte Ulrich Liener, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Alters­trau­ma­to­lo­gie der DGU. Nur ein ganzheitlicher Behandlungsansatz werde dieser komplexen Ge­samt­situation der Patienten gerecht.

Ähnlich den Stroke Units für die Schlaganfallbehandlung haben Orthopäden und Unfall­chi­rurgen daher spezielle Zentren etabliert, in denen sie gemeinsam mit Geriatern, Pfle­ge­kräften und Physiotherapeuten zusammenarbeiten. Die DGU hat Richtlinien für die op­ti­male Versorgung erarbeitet. Kliniken, die diese Richtlinien erfüllen, können sich als „AltersTraumaZentrum DGU“ zertifizieren lassen.

„Altersbrüche zählen aufgrund des demografischen Wandels mittlerweile zu den häufigs­ten Ursachen für eine Krankenhauseinweisung und spätere Pflegebedürftigkeit“, hieß es aus der Fachgesellschaft. Menschliches Leid und Immobilität, aber auch hohe Kosten für das Sozialwesen gingen damit einher.

Orthopäden und Unfallchirurgen gehen davon aus, dass sich die Zahl der Brüche bei hochbetagten Patienten in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen könnte. So habe die Anzahl der Oberschenkelhalsbrüche in den vergangenen 15 Jahren um 20 Prozent zugenommen. Damit ist die Fraktur am Hüftgelenk der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung bei über 85-jährigen Frauen. Rund die Hälfte der Patienten sei an­schließend hilfsbedürftig oder könne nicht mehr in ihr häusliches Umfeld zurück.

„Internationale Studien an älteren Patienten mit Knochenbrüchen zeigen, dass die Be­hand­lung in einem interdisziplinären und multiprofessionellen Team gemeinsam mit Al­ters­medizinern im Vergleich zur Standardbehandlung zu wesentlich besseren Ergeb­nissen führt“, erklärte Florian Gebhard, Kongress-Präsident des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2016. Deutlich mehr Patienten gewönnen nach Akut­phase und Rehabilitation wieder ihre Selbstständigkeit zurück und könnten weiterhin zu Hause leben, so Gebhard.

Laut Fachgesellschaft sind deutschlandweit in Kürze 50 Alterstraumazentren zertifiziert, weitere 150 haben sich zur Zertifizierung angemeldet. Sie halten ortho-geriatrische Be­handlungsteams bereit und verpflichten sich, am AltersTraumaRegister DGU teilzu­neh­men, einer Datenbank, mit der Orthopäden und Unfallchirurgen qualitätsrelevante Daten zur Versorgung von hochbetagten Patienten sammeln. „Mit den aus dem Register ge­wonne­nen Daten wollen wir die Behandlung verbessern und Antworten auf wissen­schaft­liche Fragestellungen zur Fehlervermeidung und Patientensicherheit finden“, erläuterte Gebhard.

hil

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