Altenpflege gerät ins Hintertreffen

Köln – Das neue sogenannte Pflegeberufsgesetz jetzt schnell umzusetzen hat das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) gefordert. Das Gesetz sieht vor, die bislang nebeneinander bestehenden Ausbildungen zur Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammenzufassen. Außerdem soll in ganz Deutschland das Schulgeld für die Ausbildung entfallen. „Das Gesetz ist überfällig! Wenn es jetzt nicht kommt, werden die Altenpflege und die Pflegebedürftigen die großen Verlierer sein“, warnte der DIP-Direktor Frank Weidner.
Er wies darauf hin, dass die Altenpflege als Beruf immer unattraktiver werde: Im Schnitt verdiene ein Altenpfleger im Monat bis zu 500 Euro weniger als ein Krankenpfleger. „In der Krankenpflege haben inzwischen bis zu zwei Drittel der Schüler Abitur, in der Altenpflege ist das hingegen nur noch gut jeder Zehnte, mit abnehmender Tendenz“, so Weidner.
Außerdem sei in Europa nur die Krankenpflege als Fachberuf anerkannt, die Altenpflegeausbildung dagegen nicht. „Jeder muss wissen, dass bei einem Scheitern der Reform die Gefahr wächst, dass die Altenpflege komplett abgehängt wird. Das wird erhebliche Folgen für die Beschäftigten, für die Gewinnung von beruflichem Nachwuchs und auch für die Pflegebedürftigen haben“, warnte Weidner.
Die einheitliche Pflegeausbildung soll für die Fachkräfte die Flexibilität am Arbeitsmarkt erhöhen, die Vergütungsniveaus auf Dauer angleichen und den Beruf dadurch attraktiver machen – das erwarten zumindest die Befürworter der Reform.
Deutliche Kritik kommt dagegen von den Kinderärzten: „Kinderkrankenschwestern sind die wichtigsten Partner für Kinder- und Jugendärzte bei der Behandlung von erkrankten Kindern. Und die sollen uns mit diesem Gesetz genommen werden“, sagte Karl-Josef Eßer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin bei einer Anhörung zum Gesetzentwurf.
Die Zusammenlegung der Ausbildungen werde Bewerber abschrecken, die sich bislang bewusst für die Kinderkrankenpflege entschieden hätten. Zudem werde die Qualität der Ausbildung sinken, weil nicht mehr genug Zeit vorhanden sein werde, die spezifischen Krankheiten von Kindern und Jugendlichen zu besprechen, warnte Eßer.
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