Ambulant erworbene Pneumonie: Fünf Prozent sterben innerhalb von 30 Tagen

Dresden – In Industrienationen zählen sie zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten: ambulant erworbene Pneumonien (community acquired pneumonia, CAP). Fast jeder zweite Patient wird in eine Klinik eingewiesen. Die 30-Tages-Gesamtletatlität lag bei stationären Fällen mit fast 22 Prozent etwa viermal so hoch wie im ambulanten Bereich. Zu diesem Ergebnis kommt eine retrospektive populationsbasierte Kohortenstudie in Sachsen. Die Ergebnisse haben die Forscher vom Universitätsklinikum Dresden beim 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Stuttgart vorgestellt und in Respiratory Medicine publiziert (2017; doi: 10.1016/j.rmed.2016.10.015).
Die Studie basiert auf den Daten aller erwachsenen Versicherten der Krankenkasse AOK plus Sachsen zwischen den Jahren 2010 und 2011. Mit fast zwei Millionen Personen erfasst die Auswertung der Autoren um Martin Kolditz mehr als 50 Prozent der sächsischen Bevölkerung. Insgesamt beobachteten die Forscher 35.011 CAP-Fälle bei 32.007 Patienten. Die Inzidenz betrug somit 9,7 pro 1.000 Personenjahre. Innerhalb der ersten 30 Tage starben fünf Prozent derjenigen, die sich ambulant infiziert hatten. Bei den stationär erworbenen Infektionen des Lungenparenchyms lag die 30-Tage-Letalität höher: 21,9 Prozent.
„Auch im ambulanten Bereich zeigt sich eine hohe Inzidenz und Letalität durch mikrobielle Infektionen, was die Bedeutung der Prävention unterstreicht“, schlussfolgert der Pneumologe Kolditz aus den Ergebnissen der Studie. Epidemiologische Daten, die auch ambulant behandelte Patienten mit CAP einschließen, seien rar. Bekannt seien aber Daten der externen Qualitätssicherung, die zeigen, dass in Deutschland jährlich mehr als 200.000 CAP-Patienten stationär behandelt werden. Schon die Autoren eines Beitrags im Deutschen Ärzteblatt ordneten die CAP daher als Volkskrankheit ein, die vergleichbar oft auftritt wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Wichtige Risikofaktoren sind Alter, männliches Geschlecht und Komorbiditäten. Vor allem aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mussten CAP-Patienten innerhalb der ersten 30 Tage nach der Infektion erneut in die Klinik eingewiesen werden. Auch das zeigt die aktuelle Analyse aus Sachsen. Das höchste Risiko unter den Komorbiditäten konnten die Forscher aus Dresden den neurologischen, pulmonalen und immunsuppressiven Erkrankungen zuschreiben.
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