Studie: Pneumonie und Sepsis erhöhen Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Örebro/Schweden – Erwachsene entwickeln im Anschluss an eine Sepsis oder an eine schwere Pneumonie häufiger eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Das Risiko war in einer Kohortenstudie im European Journal of Preventive Cardiology (2017; doi: 10.1177/2047487317724009) im ersten Jahr sechsfach erhöht und nahm danach nur langsam ab.
Die Abwehr von schweren Infektionen ist im Körper mit einer Entzündungsreaktion verbunden, die nicht ohne Risiken ist. Die Zusammenhänge sind nicht genau bekannt. Es könnte aber sein, dass eine erhöhte Gerinnbarkeit des Blutes die Gefahr von thrombotischen Ereignissen in den Arterien fördert, die einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zur Folge haben. Das absolute Risiko für den einzelnen Patienten ist gering, auf Bevölkerungsebene konnte jedoch bereits in früheren Studien ein kurzfristiger Anstieg der kardiovaskulären Ereignisse nachgewiesen werden.
Cecilia Bergh von der Universität im Örebro und Mitarbeiter haben hierzu die Daten einer Kohorte von 246.739 Männern der Jahrgänge 1952 bis 1956 ausgewertet: 46.754 Männer, also knapp ein Fünftel, sind bis 2010 wegen einer kardiovaskulären Erkrankung in ärztlicher Behandlung gewesen (10.279 wegen einer Koronaren Herzkrankheit, 3.438 haben einen Schlaganfall erlitten). Insgesamt 301 Männer waren im Jahr vor der kardiovaskulären Erkrankung wegen einer Pneumonie oder einer Sepsis im Krankenhaus behandelt worden. Das ist in absoluten Zahlen ein geringer Anteil. Im Vergleich zu den Personen, die keine schwere Infektion durchgemacht haben, war das Risiko jedoch um mehr als das Sechsfache erhöht. Bergh ermittelt eine Hazard Ratio von 6,33, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 5,65 bis 7,09 signifikant war. Im zweiten und dritten Jahr nach der Infektion war das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko um den Faktor 2,47 und 2,12 erhöht. Das Risiko nahm in den Folgejahren langsam ab, es blieb aber selbst fünf oder mehr Jahre nach der Infektion noch signifikant um 87 Prozent erhöht.
Klinische Konsequenzen, etwa eine ASS-Therapie, lassen sich aus den Ergebnissen einer epidemiologischen Untersuchung nicht ableiten (hierzu müssen randomisierte kontrollierte Studien durchgeführt werden). Bergh rät Ärzten und Patienten jedoch, sich der erhöhten Vulnerabilität im Anschluss an schwere Infektionen bewusst zu sein.
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