An Schizophrenie Erkrankte haben ungleichmäßiges Zeitgefühl

Mainz – Menschen mit einer Schizophrenie haben ein anderes Zeitgefühl als Gesunde: Die Wahrnehmung einer Zeitdauer schwankt bei den Patienten stärker als bei nicht erkrankten Personen. Dies ergab eine Metaanalyse von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz. Die Arbeit ist in der Zeitschrift Clinical Psychology Review erschienen (2017; doi: 10.1016/j.cpr.2017.03.007).
Die Wissenschaftler um Sven Thönes, mittlerweile Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund, und Daniel Oberfeld-Twistel vom Psychologischen Institut der JGU haben dazu 68 internationale Veröffentlichungen aus den vergangenen 65 Jahren herangezogen und darin die Daten von 957 Schizophreniepatienten mit 1.060 gesunden Kontrollpersonen verglichen.
Unter „Zeitwahrnehmung“ verstanden die Forscher die Beurteilung eines Zeitraums. Zum Beispiel schätzten die Probanden, für wie viele Sekunden ein Quadrat auf einem Bildschirm zu sehen ist. Der Begriff „zeitliche Verarbeitung“ erfasst die Abfolge von Ereignissen: Die Probanden beurteilen zum Beispiel, ob zuerst ein blaues und dann ein rotes Quadrat zu sehen war oder umgekehrt.
Laut der Analyse waren bei den Schizophreniepatienten die Schätzungen im Vergleich zu der nicht erkrankten Kontrollgruppe viel variabler. Sollte beispielsweise die Dauer der Präsentation eines Quadrats, das jeweils für eine Sekunde auf dem Bildschirm erscheint, 20 Mal nacheinander geschätzt werden, dann wiesen die Schätzungen der Schizophreniepatienten wesentlich größere Schwankungen auf als die der Kontrollgruppe.
„Diese Ergebnisse zeigen, dass die innere Uhr bei an Schizophrenie erkrankten Menschen nicht unbedingt schneller oder langsamer tickt, sondern dass sie nicht konstant tickt: Der Rhythmus ist ungleichmäßig“, fassen die beiden Wissenschaftler Thönes und Oberfeld-Twistel zusammen.
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