GABA-Spiegel im Liquor bei Schizophrenie erniedrigt
Stockholm – Patienten, die an einer Schizophrenie leiden, haben möglicherweise einen relativen GABA-Mangel im Gehirn. Das schließen Forscher am Karolinska Institut aus den Liquorbefunden von Patienten. Laut der in Molecular Psychiatry veröffentlichten Studie korreliert die Schwere des Mangels mit der klinischen Symptomatik (2017; doi: 10.1038/MP.2017.25).
GABA ist einer der wichtigste Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Es hat eine eher inhibitorische Wirkung auf Nervenzellen. Bei einer Schizophrenie kommt es zu komplizierten biochemischen und strukturellen Veränderungen im Gehirn. Eine erhöhte Ausschüttung von Dopamin ist vermutlich unter anderem für die Positivsymptome wie Wahn, Halluzination und Denkstörungen verantwortlich.
Die Dopaminhypothese hat lange Zeit die Schizophrenieforschung dominiert. In den vergangenen Jahre häufen sich jedoch auch Hinweise, dass ein glutaminerges Untergewicht im Gehirn die Erkrankung begünstigt. Die Behandlung der Erkrankung bleibt für einen erheblichen Teil der Patienten ernüchternd. Bessere Therapiemöglichkeiten erschließen sich langfristig nur über die Entdeckung der pathophysiologischen Grundlagen der Erkrankung.
Die Forschergruppe um Göran Engberg ist Teil des neuen „Karolinska Schizophrenia Projects“. Im Rahmen des interdisziplinären Projekts untersuchen Wissenschaftler bei Patienten mit einer neu aufgetretenen Schizophrenie die kognitive Funktion, genetische Variationen, biochemische Anomalien sowie die Hirnmorphologie und vergleichen diese mit gesunden Probanden.
In der aktuellen Kohorte verglichen die Wissenschaftler Liquorbefunde von 41 neu erkrankten Patienten und 21 gesunden Probanden. Es zeigte sich, dass die psychisch erkrankten Patienten eine deutlich geringere Konzentration von GABA in ihrem Liquor aufwiesen. Diese Ergebnisse waren unabhängig von einer eventuellen Medikation der Patienten. In einer weiteren Analyse mit Einbezug der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) zeigte sich eine signifikante inverse Korrelation von Symptomschwere und GABA-Konzentration im Liquor.
Laut den Forschern weisen die Ergebnisse darauf hin, dass ein erniedrigter GABA-Spiegel im Gehirn eine Ursache der Schizophrenie sein könnte. In welchen Hirnarealen dieser Mangel jedoch vorliegen könnte und welche pathophysiologische Bedeutung er hat, sei durch die Studie nicht zu beantworten.
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