Vermischtes

Angehörigenpflege für Mehrheit der Deutschen keine Option

  • Freitag, 28. November 2025
/picture alliance, Mascha Brichta
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Berlin – Nicht einmal die Hälfte (43,7 Prozent) der Deutschen kann und möchte pflegebedürftige Angehörige selbst versorgen. Jeder Dritte (34,4 Prozent) sieht sich aufgrund der eigenen Lebensumstände nicht in der Lage, die pflegebedürftigen Verwandten zu Hause zu pflegen, etwa jeder Zehnte (10,7 Prozent) möchte es nicht. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP).

„Wenn die Bundesregierung weiter auf die Versorgung durch Angehörige setzt, fördert sie vor allem bei Frauen die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie setzt damit die hart erkämpfte Unabhängigkeit aufs Spiel. Ich verstehe nicht, wie die Frauen in der SPD und der Union diesen Kurs mittragen können“, sagte in diesem Zusammenhang AGVP-Geschäftsführerin Isabell Halletz.

AGVP-Präsident Greiner warnte vor den wirtschaftlichen Folgen einer Politik, die einseitig auf die häusliche Versorgung setzt. „Wenn die Menschen, also vor allem die Frauen, zuhause bleiben müssen, um ihre Angehörigen zu pflegen, dann fehlen diese wertvollen Fachkräfte dem Arbeitsmarkt. Man kann doch nicht jahrelang den Fachkräftemangel beklagen und dann die Fachkräfte lahmlegen mit einer Heim-und-Herd-Pflegepolitik.“

Laut Umfrage gibt es bei der Bereitschaft und Fähigkeit zur Angehörigenpflege kaum regionale Unterschiede. Auch Alter und Geschlecht haben keinen nennenswerten Einfluss. Derzeit hat laut Umfrage jeder vierte Befragte einen nahen Angehörigen mit Pflegebedarf – wegen der älter werdenden Gesellschaft ist von einem starken Anstieg auszugehen.

Der Zukunftspakt Pflege müsse eine „Offensive Gemeinschaftsversorgung“ beinhalten, die die Schaffung professioneller pflegerischer Versorgung in allen Versorgungsformen ermöglicht, erklärte Greiner. „Heimbetreiber und Investoren brauchen Klarheit über den politischen Willen, Pflegeplätze zu schaffen. Die unrealistischen Personalschlüssel gehören abgeschafft – sie verhindern eine bedarfsgerechte Versorgung.“ Gebraucht werde ein Fokus auf Ergebnisqualität sowie mehr Effizienz, Innovation und Vertrauen in unternehmerische Verantwortung.

EB/aha

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