Ausland

Angriffe auf Gesundheits­einrichtungen im Nahen Osten weiter Kriegstaktik

  • Montag, 26. November 2018
/dpa
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Genf – In sechs Ländern und Gebieten des östlichen Mittelmeerraums wurden vom 1. Januar bis zum 19. November diesen Jahres – das sind 323 Tage – mehr als 534 Angriffe auf die Gesundheitsversorgung gemeldet. Das ist durchschnittlich mehr als ein Angriff pro Tag, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO mitteilte. 

In Syrien, laut der WHO „nach wie vor der gefährlichste Ort der Welt, an dem Gesundheitspersonal beschäftigt ist“, wurden bei 137 Angriffen in diesem Jahr 97 Mitarbeiten von Gesundheitseinrichtungen getötet und 169 weitere verletzt.

Aber gewaltätige Übergriffe ereignen sich auch in anderen Ländern: Vor weniger als einer Woche griff zum Beispiel eine bewaffnete Gruppe in Benghazi, Libyen, ein spezialisiertes urologisches Krankenhaus in Benghazi an, erschlug drei Kranken­schwestern und zwei Sicherheitskräfte und stahl medizinische Geräte.

Infolgedessen musste das Personal die Operationen im Krankenhaus einstellen, so dass Hunderte von Menschen keinen Zugang zum einzigen spezialisierten urologischen Krankenhaus im Osten und Südosten Libyens hatten.

Die WHO bekräftigt ihren Aufruf an alle Konfliktparteien, sich an ihre Menschlichkeit zu erinnern, ihre rechtlichen Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht einzuhalten und die Sicherheit von Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitspersonal zu achten.

Trotz dieser wiederholten Aufrufe und trotz internationaler Gesetze und Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, reißt die Gewalt gegen medizinisches Personal und medizinische Einrichtungen im östlichen Mittelmeerraum nicht ab. Im Februar diesen Jahres bezeichnete der Weltärztebund die Bombardierung von Krankenhäusern in Syrien als „humanitären Skandal“.

Die Kritik richtete sich auch gegen die internationale Gemeinschaft. „Wir können nicht länger zusehen, wie sich eine solche menschliche Katastrophe ausbreitet. Die Verantwortlichen für diese Anschläge müssen identifiziert und für ihre schrecklichen Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden“, forderte der Präsident des Weltärztebundes. 

Auch die Bundesärztekammer (BÄK) hat sich gegen die Gewalt engagiert und eine entsprechende Petition der Hilfs­organisation „Ärzte der Welt“ unterstützt. „Die Initiative kann helfen, die politisch Verantwortlichen weltweit zu einem entschiedeneren Vorgehen gegen solche Kriegs­verbrechen zu bewegen“, sagte BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery im Sommer vergangenen Jahres. „Wir müssen uns entschieden dagegen stemmen, dass die Prinzipien des Völkerrechts in bewaffneten Konflikten mehr und mehr verloren gehen“, so der BÄK-Präsident.

hil

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