Anschlag auf libanesischen Hausarzt in Brandenburg
Potsdam – Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) und die Landesärztekammer Brandenburg (LÄKB) haben die Attacke „offenbar rechter Chaoten“ auf das Wohnhaus und das Auto von Amin Ballouz, Landarzt in der brandenburgischen Uckermark, scharf verurteilt. Ballouz, der aus dem Libanon stammt, betreibt Hausarztpraxen in Schwedt/ Oder und in Pinnow.
In der Nacht zum vergangenen Sonntag wurde ein Stein mit aufgemaltem Hakenkreuz gegen ein Fenster von Ballouz‘ Privathaus in Angermünde geworfen. Zudem wurden Autoreifen zerstochen. Die Polizei machte bislang noch keine Angaben zum Hintergrund des Angriffs. Der Staatsschutz ermittelt wegen eines möglichen fremdenfeindlichen Motivs.
Die Landesärztekammer Brandenburg ist empört über die Tat. „Die Versorgung auf dem Land muss erhalten bleiben und darf nicht durch solche Taten beschädigt werden“, sagte Udo Wolter, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg. Ballouz behandele neben Einheimischen auch Flüchtlinge und trage damit zur Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung auf dem Land bei.
„Dieser Anschlag ist nicht akzeptabel“, erklärte auch der Vorstandsvorsitzende der KVBB, Hans-Joachim Helming. „Wir verwahren uns entschieden gegen tätliche Angriffe gegen unsere Mitglieder.“ Seit sechs Jahren leiste der Hausarzt einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung der Menschen in der Uckermark, die im östlichen Teil von Brandenburg an der Grenze zu Polen liegt.
Der Hausarzt ist vor 40 Jahren selbst aus dem Libanon geflüchtet. Ballouz’ Lebensgeschichte war bereits Thema verschiedener journalistischer Beiträge. Er kam 1976 als Flüchtling aus dem bürgerkriegsgebeutelten Libanon in die damalige DDR und studierte dort Medizin. Nach weiteren Stationen in England und in Paris zog es den heute 58-Jährigen zurück nach Deutschland – in die Uckermark. Sein Kennzeichen ist ein hellblauer Trabi, mit dem er die Dörfer der Umgebung abfährt, um Hausbesuche zu machen. Ballouz engagiert sich außerdem für Flüchtlinge in Schwedt.
Im vergangenen Oktober hatte Ballouz dem Deutschlandradio Kultur in einem Interview gesagt, er sei in Deutschland bisher nie angefeindet worden: „Ich bin voll akzeptiert, die haben mich gerne, ich habe die auch gerne. Ich fühle mich in meiner Heimat – und das ist meine Heimat – sehr wohl.“
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