Apobank: Arztpraxen und Apotheken auf Kurs

Düsseldorf – Die Arztpraxen und Apotheken in Deutschland manövrieren relativ sicher durch die Untiefen der Coronakrise. Das geht aus einer aktuellen Zwischenbilanz der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hervor. Demnach werden die Einnahmen von Ärzten und Apothekern etwas unter Vorjahresniveau liegen. Tatsächliche Liquiditätsengpässe erwartet die Apobank aber nur in seltenen Ausnahmen.
Der Bilanz zufolge war der explizit auf die Pandemie zurückzuführende Liquiditätsbedarf bei Ärzten und Apothekern bislang unterschiedlich, belief sich in der Summe auf einen dreistelligen Millionenbetrag und betraf etwa 2.200 Kunden.
„Die Auswirkungen waren vor allem zu Beginn der Pandemie deutlich zu spüren, die Praxen und Apotheken haben sich aber insgesamt aufgrund ihrer schnellen Reaktionsfähigkeit sehr gut geschlagen“, sagte Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank.
Zudem blieben dank konstanter Abschlagszahlungen aus staatlichen Schutzschirmen und der Erstattung pandemiebedingter Zusatzkosten in den Arztpraxen die Auswirkungen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung bislang moderat.
Darüber hinaus haben die Krankenkassen die Budgets trotz verminderter Leistungsmengen im üblichen Umfang ausgezahlt. Für die extrabudgetären Leistungen – dazu gehören beispielsweise Vorsorgeuntersuchungen oder ambulante Operationen – wurden die Verluste bis zum Ende des vierten Quartals 2020 durch Ausgleichzahlungen begrenzt, sofern sich das Gesamthonorar um mehr als 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal verringerte.
Perspektivisch könnten sich der Apobank zufolge aber Umsatz- und Ertragseinbußen ergeben. Denn der Gesetzgeber habe zwar eine Verlängerung des Rettungsschirms für Ärzte beschlossen, ob und in welchem Umfang die einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen Ausgleichszahlungen für extrabudgetäre Leistungen aus eigenen Mitteln zahlen können, sei allerdings derzeit noch unklar.
Sofort spürbar war der Ausfall bei Umsätzen aus privaten Krankenversicherungen und aus Leistungen für Selbstzahler, der durch Patientenrückgänge in Arztpraxen während des ersten Lockdowns verursacht wurde. Die Honorare für privatärztliche Leistungen sanken im April 2020 um durchschnittlich rund 30 Prozent. Bei einigen Facharztgruppen waren die Umsatzeinbußen laut apoBank sogar deutlich höher. Eine Kompensation dieser Honorarverluste fand nicht statt.
Apotheken mit Hochs und Tiefs
Für Apotheken ergibt die Bilanz ein differenziertes Bild: Demnach verzeichneten am Anfang der Coronakrise im März 2020 viele Apotheken zunächst Umsatzsteigerungen. Doch bereits im Mai lag der Arzneimittelabsatz um bis zu 30 Prozent unter dem Vorjahr.
Vor allem Apotheken in Einkaufsstraßen und Shoppingcentern litten unter sinkender Nachfrage. Andererseits profitierten die Apotheken auch von ihrer Einbindung in die Pandemiebekämpfungspolitik der Bundesregierung – zum Beispiel bei der Verteilung von Schutzmasken oder der Durchführung von Schnelltest.
Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Lage bei Praxen und Apotheken laut Apobank nach einem Jahr Pandemie heterogen und hängt stark vom Standort oder Spezialisierung ab. „Im Großen und Ganzen haben die staatlichen Schutzmaßnahmen größere Verwerfungen in der ambulanten Versorgung verhindert“, sagte Zehnich.
Würde die Pandemie allerdings noch länger andauern, ergebe sich daraus auch ein veränderter Versorgungsbedarf und die Auswirkungen auf die Praxen und Apotheken müssten neu eingeordnet werden. „Um das Gesundheitssystem nachhaltig zu stabilisieren, braucht es daher weiterhin finanzielle Unterstützung und strukturelle Förderungsmaßnahmen“, so der Experte.
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