Apobank sieht Pflegemarkt im Wandel

Düsseldorf – Die Pflege ist volkswirtschaftlich gesehen ein Wachstumsmarkt. Anbieter von Pflegeleistungen müssen sich auf aber auf Änderungen in der Branche vorbereiten. Das berichtet die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) in ihrem Branchenreport Pflege 2019.
Darin hat sie die wesentlichen Funktionsweisen und relevanten Einflussfaktoren für den Pflegemarkt analysiert und Instrumente entwickelt, um die Entwicklungen des Marktes auch regional zu erfassen.
Man stehe vor „umfassenden Herausforderungen“, sagte Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte- und -politik der Apobank. Unter anderem nähmen die hohe Regulierungsdichte und die föderale Gesetzgebung erheblichen Einfluss auf den Handlungsspielraum der Anbieter und damit auf die Weiterentwicklung des Pflegemarkts.
Laut Apobank bestimmen im Wesentlichen fünf Haupteinflussgrößen den Markt: Es gibt ein anhaltendes Marktwachstum aufgrund der voranschreitenden Alterung und steigenden Morbidität der deutschen Bevölkerung. Darüber hinaus gibt es einen erheblichen Einfluss von Politik und Gesetzgebung auf die Struktur des Pflegemarktes.
Zudem spricht die Bank von einem steigenden Fachkräftebedarf und einer zunehmenden Diskrepanz zwischen der Zahl der Pflegebedürftigen und der Zahl der Pflegekräfte. Zwei weitere Einflussgrößen sind die Integration von Versorgungsleistungen ambulanter Pflegeleistungen in den stationären Sektor im Zuge der Ambulantisierung sowie Privatisierungstendenzen und ein verstärktes Marktwachstum durch strategische Investoren und Finanzinvestoren.
Fachkräftemangel
Als Reaktion auf die starke Nachfrage nach Arbeitskräften hat die Leiharbeit der Apobank zufolge deutlich zugenommen. Während die Zahl 2014 noch bei 12.000 Leiharbeitern lag, waren es 2018 mit 22.000 fast doppelt so viele. „Aus Sicht der Pflegekräfte ist eine Anstellung über eine Leiharbeitsfirma durchaus attraktiv, da diese mit überdurchschnittlichen Löhnen oder bezahlten Überstunden werben“, heißt es in dem Branchenreport.
Besonders deutlich ist der Fachkräftemangel in der Altenpflege: 2018 standen in der Altenpflege 100 gemeldeten Stellen lediglich 19 Arbeitslose gegenüber. Vor fünf Jahren waren es noch 38 Arbeitslose gewesen. Bei den Altenpflegehelfern zeigt sich hingegen kein Engpass: Hier überwiegt die Zahl der Arbeitslosen die der Stellen und es stehen 100 gemeldeten Stellen 322 Arbeitslose gegenüber. „Insofern gewinnen Fortbildungsprogramme zur Weiterbildung als Pflegefachkraft an Bedeutung“, schreibt die Apobank.
Tagespflege boomt
Bei Neugründungen von Pflegeangeboten stehen im Augenblick der Bank zufolge die Tagespflegeeinrichtungen mit bundesweit 36 Neugründungen pro Monat vorn. 2018 wurden dem Report nach 431 neue Tagespflegen gegründet – damit entfällt mehr als ein Drittel aller Neugründungen auf dieses Segment.
Allerdings gab es in Deutschland laut Apobank zum Jahresbeginn 2019 erst rund 4.700 Tagespflegen, sodass es sich dabei immer noch um einen Nischenmarkt handle, so die Bank. Bei der Tagespflege wird der Pflegebedürftige morgens abgeholt und verbringt den Tag mit anderen Senioren in einer stationären Einrichtung. Die Abende und Nächte verbringt er zuhause.
Aktuell werden in Deutschland 3,7 Millionen Leistungsberechtigte der sozialen Pflegeversicherung gezählt. 2050 werden es Prognosen zufolge 5,9 Millionen Menschen sein.
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