Fachkräftemangel führt zu großen Sorgen bei Krankenhäusern

München – Die Krankenhäuser in Deutschland stehen unter großem wirtschaftlichem Druck. Knapp ein Drittel schrieb 2018 Verluste, für 2019 rechnet fast jede zweite Klinik mit einem Defizit (47 Prozent), und nur noch knapp zwei Drittel (65 Prozent) erwarten steigende Umsätze. Im vergangenen Jahr waren es noch 82 Prozent. Das geht aus der heute veröffentlichten Krankenhausstudie der Unternehmensberatung Roland Berger hervor.
Der Befragung von Vorständen und Geschäftsführern der 400 größten deutschen Krankenhäuser zufolge sorgen sich die Krankenhausmanager aber vor allem um einen sich verschärfenden Fachkräftemangel. Deutschlandweit wollen sie allein in der Pflege rund 30.000 Stellen bis Ende des Jahres aufbauen. Doch 2018 suchten nur rund 11.000 Fachkräfte eine Arbeitsstelle. Deutschland fehlten also aktuell bereits rund 20.000 qualifizierte Arbeitnehmer für die Pflege im Klinikbereich, heißt es in der Krankenhausstudie.
Demografischer Wandel und der medizinisch-technische Fortschritt hätten zuletzt die Umsätze steigen lassen, sagte Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. Doch diese Ära des Wachstums neige sich dem Ende entgegen. „Stagnierende Fallzahlen werden den Wettbewerb deutlich intensivieren und vermehrt zu Kooperationen oder Fusionen führen.“
Der Fachkräftemangel betrifft laut der Analyse sowohl kleinere Häuser in ländlichen Gebieten als auch größere mit Wachstumsambitionen. Den geplanten Stellenaufbau in der Pflege wollen sie mit vielseitigen Maßnahmen vorantreiben. „Verstärktes Marketing, attraktivere Konditionen, mehr Ausbildungsplätze sowie die Suche nach Personal aus dem Ausland stehen im Vordergrund“, erklärt Oliver Rong, Partner bei Roland Berger.
Darüber hinaus hoffen die Krankenhausmanager auf positive Effekte der 2020 in Kraft tretenden Ausbildungsreform. Dabei werden die Ausbildungen für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zusammengelegt. Die Kliniken erhoffen sich, dadurch mehr junge Menschen für die Pflege zu begeistern.
Skeptischer als im Vorjahr blicken die Befragten auf Spareffekte durch Digitalisierung. Nur 72 Prozent der Verantwortlichen versprechen sich einen positiven Niederschlag in der Bilanz. Im vergangenen Jahr waren es noch 93 Prozent. Die digitale Transformation stellt nach Ansicht der Studienteilnehmer eine erhebliche Zusatzbelastung für die Klinikorganisation dar.
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