Apotheken in Nordrhein-Westfalen werden schärfer kontrolliert

Düsseldorf – Die Apotheken in Nordrhein-Westfalen (NRW) sollen künftig strenger kontrolliert werden. Das sieht ein neuen Konzept von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor, der Details heute bei einem Treffen mit Betroffenen des Bottroper Apothekerskandals vorstellte.
Demnach sind künftig einmal im Jahr unangemeldete Personalkontrollen in allen Apotheken geplant. Dadurch soll die Anwesenheit von ausreichend pharmazeutischem Fachpersonal in allen Bereichen der jeweiligen Apotheke geprüft werden. In den Schwerpunktapotheken, die Injektions- und Infusionsarzneimittel herstellen, werden zusätzlich mindestens einmal jährlich unangemeldet Proben aus der laufenden Produktion gezogen und amtlich untersucht.
Zudem sollen bei allen Apotheken ohne Schwerpunkt in der Regel alle drei Jahre angemeldete, vollständige Apothekenrevisionen vor Ort erfolgen. Waren die Ergebnisse früherer Inspektionen positiv, kann das Intervall im Rahmen einer Einzelfallprüfung auf maximal fünf Jahre ausgedehnt werden.
Abweichend hiervon soll in Schwerpunktapotheken, in denen Arzneimitteln zur parenteralen Anwendung hergestellt werden, sowie in Apotheken mit einem Schwerpunkt im Bereich des patientenindividuellen Stellens und Verblisterns von Arzneimitteln alle zwei Jahre eine unangemeldete Vollrevision erfolgen.
„Das neue Konzept zur Apothekenüberwachung bezieht sich auf alle nordrhein-westfälischen Apotheken und wird für die Kreise und kreisfreien Städte als für die Apothekenüberwachung zuständigen Behörden verbindlich in Kraft gesetzt werden“, hieß es aus dem Ministerium.
Laumann will zudem in einer Vergleichsstudie überprüfen lassen, ob und in welchem Maß die Krankheitsverläufe von Patienten, die Krebsmittel aus der Bottroper Apotheke erhalten haben, von Patientengruppen abweichen, die mit ordnungsgemäß hergestellten Arzneimitteln behandelt wurden. Belastbare Ergebnisse könnte die Studie bei Brustkrebs und Blutkrebs bringen, hieß es weiter.
Allerdings seien wohl keine individuellen Aussagen möglich, wie weit einzelne betroffene Patienten gesundheitlich geschädigt wurden. Vielmehr müsse die Chance genutzt werden, „die grundsätzlichen Auswirkungen dieses beispiellosen Skandals auf die Versorgung der Bevölkerung mit Zytostatika wissenschaftlich aufzuarbeiten“, sagte Laumann. Die Leitung der Studie wurde Professor Ulrike Haug vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen übertragen. Mit Ergebnissen sei nicht vor Ende 2019 zu rechnen, hieß es weiter.
Das Landgericht Essen hatte Anfang Juli im Prozess um einen der größten Medizinskandale der vergangenen Jahre einen Apotheker aus Bottrop zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Nach Überzeugung des Gerichts hatte der Mann jahrelang lebenswichtige Medikamente seiner Patienten gestreckt, um einen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren.
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