Vermischtes

Apotheker warnen vor Leistungskürzungen für Patientinnen und Patienten

  • Donnerstag, 6. Juni 2024
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände(ABDA) /picture alliance, Michael Kappeler
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). /picture alliance, Michael Kappeler

Berlin – Zum morgigen Tag der Apotheke hat die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) vor Leistungseinschränkungen zu Lasten der Patientinnen und Patienten gewarnt.

„Politik darf nicht zulassen, dass nur noch Bürgerinnen und Bürger in bestimmten Wohnlagen nachts ein Arzneimittel aus dem Apothekennotdienst erhalten oder ein individuell für sie angefertigtes Medikament in ihrer Apotheke hergestellt bekommen“, sagte Regina Overwiening heute in Berlin laut Redemanuskript.

Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) sei zwar erkannt worden, dass die sinkende Apothekenzahl zu einem schwerwiegenden Versorgungsproblem führen werde. „Aber anstatt die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, wie es im Koalitionsvertrag geplant war, und Neugründungen für junge Apothekerinnen und Apotheker wieder attraktiv zu machen, sollen Apotheken ohne Apotheker oder Apothekerin betrieben werden.“

Das bedeute den Wegfall der Kernstruktur. Wer etwa auf Betäubungsmittel oder in den Apotheken selbst hergestellte Arzneimittel angewiesen sei, könnte nicht mehr versorgt werden, warnte Overwiening. „Auch Impfungen, Medikationsanalysen und Nacht- und Notdienste würden in solchen Apotheken wegfallen, weil nur approbierte Apothekerinnen und Apotheker diese Leistungen anbieten können.“

Mit Blick auf eine ABDA-Online-Umfrage unter mehr als 40.000 Bürgerinnen und Bürgern hieß es, dass sich beispielsweise mehr als neun von zehn Befragten (93 Prozent) für einen Erhalt individuell hergestellter Arzneimittel in den Apotheken ausgesprochen hätten. Solche Rezepturen könnten aber nur unter Anleitung und nach Freigabe durch eine approbierte Fachkraft abgegeben werden.

ABDA-Zahlen zufolge ist die Zahl der Apotheken hierzulande in den vergangenen 20 Jahren um mehr als ein Fünftel gesunken. Allein 2023 seien 500 Apotheken vom Netz gegangen. Nach Zahlen des Apothekendienstleisters Noventi sind seit Jahresbeginn noch einmal 142 Schließungen hinzugekommen.

Für Patienten bedeute die Entwicklung längere Wege, beklagt die ABDA. Während in der EU im Schnitt 32 Apotheken 100.000 Bürger versorgten, seien es in Deutschland nur noch 21.

Grund für den Apothekenschwund sei auch das seit 2013 nicht mehr erhöhte Honorar von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Arzneimittel. Gleichzeitig sähen sich die Apotheker mit massiv gestiegenen Kosten konfrontiert. Hinzu kämen Personal- und Lieferengpässe sowie eine Überbürokratisierung.

Für den Umgang mit Lieferengpässen unterstrich die ABDA-Präsidentin ihre Forderung nach mehr Entscheidungsfreiheiten für Apotheker. So sollten sie etwa selbst entscheiden dürfen, ob sie beispielsweise die Darreichungsform wechseln.

Der Tag der Apotheke steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wir müssen reden!“, wie die ABDA mitteilte. Der Aufruf richte sich an Politikerinnen und Politiker.

Der Appell gegen Leistungskürzungen bei der Arzneimittelversorgung wird von der Apothekengewerkschaft Adexa unterstützt. Demnach stagnieren die Tarifverhandlungen für das Jahr 2024 seit vergangenem Herbst.

„Das Apothekensterben verläuft immer schneller“, kritisierte Adexa-Bundesvorstand Andreas May. „Auch betriebsbedingte Kündigungen nehmen zu.“ Die Apotheken bräuchten dringend mehr Geld von der Politik.

ggr/dpa

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