Arzneimittel: EU-Kommission lockert Kartellregeln

Brüssel – In der Coronakrise befürchtet die EU-Kommission zunehmende Engpässe bei wichtigen Arzneimitteln. Mit dieser Begründung lockerte die Brüsseler Behörde heute vorübergehend die Kartellregeln und erlaubte eine engere Zusammenarbeit von Pharmakonzernen zur Deckung des Bedarfs. Es gelte, die Versorgung der Krankenhäuser mit Arzneimitteln für Coronavirus-Patienten zu sichern, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
Dazu dürfen sich die Hersteller stärker abstimmen, als es nach Wettbewerbsregeln üblicherweise zulässig wäre, zum Beispiel bei der Umstellung der Produktion, der Lagerhaltung, im Vertrieb. So soll auch verhindert werden, dass sich Firmen auf einzelne Medikamente konzentrieren, während es an anderen Arzneimitteln fehlt.
Aus Sorge vor Engpässen bei wichtigen Arzneien hatte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bereits die Pharmaindustrie aufgefordert, die Produktion hochzufahren. In einem Brief an Herstellerverbände schreibt die Kommissarin von einem unmittelbar drohenden Risiko von Engpässen bei wichtigen Arzneien für COVID-19-Patienten.
Über den Brief hatte die Welt heute berichtet. Aus einem Anhang zitiert das Blatt, gerade in deutschen Kliniken könnten binnen weniger Tage wichtige Medikamente knapp werden. Dazu zählten etwa Anästhetika und Beruhigungsmitteln wie Fentanyl, Propofol, Ketamin, Lorazepam und Morphin. Insgesamt gehe es um 47 in der Intensivmedizin benötigte Wirkstoffe.
Schwer an COVID-19 erkrankte Patienten, die auf Intensivstationen an Beatmungsgeräte angeschlossen sind, benötigen dem Bericht zufolge bis zu 50 verschiedene Medikamente, darunter Beruhigungsmittel und Wirkstoffe, die bei der Intubation eingesetzt werden.
Ersatzwirkstoffe hätten teils Nebenwirkungen.
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