Expertengremium bewertet Arzneimittelversorgung als „grundsätzlich gut“

Berlin – Der Jour Fixe Lieferengpässe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertet die Arzneimittelversorgung in Deutschland in der Fläche „grundsätzlich weiterhin als gut“. Das geht aus einer Kurzinformation über eine Sondersitzung des Gremiums hervor, dem Vertreter von Behörden, Medizin, Forschung, Industrie und Politik angehören. Das Protokoll der Sitzung vom 25. März wurde auf der Webseite des BfArM veröffentlicht.
Um auch angesichts der Corona-Pandemie weiterhin eine flächendeckende Arzneimittelversorgung sicherzustellen, müsse Solidarität oberstes Prinzip sein, erklärten die Experten. Ärzte seien deshalb aufgefordert, Arzneimittel nur bedarfsgerecht und nicht über einen längeren als den üblichen Zeitraum zu verordnen.
Apotheken sollten Arzneimittel – auch nicht rezeptpflichtige Präparate – nur bei tatsächlichem Bedarf abgeben. Auch für den pharmazeutischen Großhandel und Apotheken müsse gelten, dass es nicht zu eigenen „Überbevorratungen“ kommen dürfe.
Vor wenigen Tagen hatte sich angesichts eines sich abzeichnenden Engpasses bei Paracetamol Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit ähnlichen Forderungen an pharmazeutische Hersteller, den Großhandel, Apotheker und Ärzte gewendet.
Bei Einhaltung der vom Jour Fixe vorgeschlagenen Maßnahmen könne eine flächendeckende Versorgung gut gesteuert werden, meint die Expertenrunde. Auch die Versandapotheken müssten sich an die bedarfsgerechte Abgabe von Arzneimitteln halten, heißt es im Protokoll.
Versorgungslage mit Desinfektionsmitteln weiter angespannt
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG), das im Jour Fixe vertreten ist, räumte ein, dass die Situation bei der Versorgung mit Desinfektionsmitteln weiterhin angespannt sei. So hake es noch immer an der Verfügbarkeit von Ethanol und bei der Beschaffung von kleinen Abfüllbehältern für die Apotheken.
Außerdem informierte das BMG darüber, dass es zentral die Arzneimittel Kaletra, Avigan, Foipan und die Wirkstoffe Chloroquin und Hydroxychloroquin beschafft habe. Dadurch solle die Versorgung schwer an COVID-19 erkrankter Patienten in den Kliniken ebenso gesichert werden wie die Versorgung der Patienten, für die diese Präparate ebenfalls indiziert seien.
Nach Ansicht der Experten steht die Arzneimittelversorgung infolge der Coronapandemie in den kommenden Monaten vor zusätzlichen Herausforderungen. So müsse die Arzneimittelproduktion in von SARS-CoV-2 betroffenen Regionen ebenso sichergestellt werden wie die Arbeits- und Produktionsfähigkeit der pharmazeutischen Unternehmen, Apotheken und Arztpraxen.
Dazu gehöre auch die angemessene Ausstattung mit Schutzbekleidung. Zudem gelte es, den grenzüberschreitenden Handel mit Ausgangsstoffen, Wirkstoffen und Arzneimitteln sowie deren flächendeckende Verteilung zu gewährleisten und Hamsterkäufe der Bevölkerung zu verhindern.
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