Assistenzärzte am Limit

Wiesbaden – Die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus können junge Ärzte und Pflegende krank machen. Das berichten Wissenschaftler um Matthias Raspe, Albert Nienhaus und andere in einer Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege.
„Aktuelle Arbeitsbedingungen stellen eine Gesundheitsgefährdung junger Angestellter in der stationären Patientenversorgung dar. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Leistungserbringern nachhaltig ein gesundes und effektives Arbeiten ermöglichen“, lautet ihr Fazit.
Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) hat die Gesundheitsminister der Bundesländer daher jetzt aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass Krankenhäuser ihren im Arbeitsschutzgesetz definierten Pflichten nachkommen.
Die Wissenschaftler befragten Ärzte und professionell Pflegende, die 35 Jahre oder jünger waren und maximal sechs Jahre Berufserfahrung in der stationären Patientenversorgung hatten. In die endgültige Analyse gingen 1.060 Fälle ein. Die Teilnahmequote lag bei 13 Prozent.
„Der Kernbefund ist alarmierend“, erklärte Kevin Schulte, Co-Autor der Studie und Sprecher der Assistenzärzte im BDI. „Mehr als die Hälfte der befragten Kollegen zeigen Anzeichen eines Burnouts und über 20 Prozent haben angegeben, aufgrund von arbeitsbedingtem Stress schon einmal Medikamente eingenommen zu haben“, so Schulte.
Er weist auf die Verpflichtung für Arbeitgeber hin, neben den physischen Belastungsfaktoren auch der psychischen Belastung am Arbeitsplatz in der Gefährdungsanalyse Rechnung zu tragen. „Wird eine gesundheitsgefährdende Beanspruchung der Arbeitnehmer festgestellt, so ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um diesen Zustand zu beseitigen“, erinnert der BDI.
Die Ergebnisse der Studie legen laut BDI nahe, dass die gesetzliche Vorgabe von den deutschen Krankenhäusern nicht eingehalten wird. „Wir haben die Studie deshalb zum Anlass genommen, die Landesgesundheitsminister auf den Befund hinzuweisen und appellieren an die zuständigen Behörden, ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen“, so Schulte.
„Die Arbeitsverdichtung in den Kliniken hat eindeutig zugenommen“, stimmte der BDI-Präsident Hans-Martin Hoffmeister dem Befund der Studie zu. Im Bereich der Pflege habe der Gesetzgeber mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz und den Untergrenzen bereits versucht, gegenzusteuern.
„Die Politik muss aber auch die Situation der ärztlichen Kollegen ernst nehmen. Nicht umsonst fordern wir die Ausgliederung der Arztkosten aus den Fallpauschalen (DRG)“, sagte Hoffmeister. Als Soforthilfe sei es aber wichtig, auch die Möglichkeiten im Rahmen der bestehenden Gesetzeslage auszuschöpfen, so der BDI-Präsident.
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