Augenärzte warnen vor Liefer- und Versorgungsengpässen

München – Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) warnt vor Lieferengpässen und -ausfällen von Medikamenten und Medizinprodukten. Die Fachgesellschaft fordert daher eine verstärkte Eigenproduktion von Medikamenten in Deutschland und Europa.
„In den zurückliegenden Jahren haben die Engpässe in der Versorgung mit Medikamenten und Medizinprodukten auf beunruhigende Art und Weise zugenommen, auch wenn es bisher nur vergleichsweise seltene Augenerkrankungen betrifft“, sagte Martina Herwig-Carl, Oberärztin der Universitäts-Augenklinik Bonn.
Die Folgen seien erhöhte Kosten, eine verzögerte Behandlung und teilweise ernsthafte Verschlechterungen des Gesundheitszustandes von Patienten. Besonders betroffen seien Patienten mit Tumorerkrankungen des Auges, da beispielsweise die Produktion von Interferon Alpha2b eingestellt worden sei.
Die Arznei wurde in Form von Augentropfen bei Vorstufen des schwarzen Hautkrebes der Bindehaut eingesetzt. „Werden diese Gewebeveränderungen unzureichend therapiert, kommt es im schlimmsten Fall zu einem Bindehautmelanom mit Metastasierungspotential“, so die DOG-Expertin.
Gravierend seien auch Probleme, die durch den Lieferengpass des Wirkstoffs Verteporfin entstehen, der für die photodynamische Therapie von Netzhauterkrankungen benötigt werde.
Lieferengpässe gab es laut DOG auch bei den Augentropfen Scopolamin, die für die therapeutische Weitstellung der Pupillen bei intraokulären Entzündungen sehr wichtig seien. „Als Alternative stehen nur schwächer und nicht so lang wirkende Tropfen zur Verfügung“, sagte Herwig-Carl.
„Eine vermehrte Eigenproduktion von Medikamenten und Medizinprodukten in Deutschland oder zumindest Europa ist unerlässlich, gerade wenn es sich um seltene oder schwerwiegende Erkrankungen handelt, die in einem kommerzialisierten Medizin-Betrieb keine Priorität genießen“, schlussfolgert der DOG-Präsident Gerd Geerling, Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf.
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